Paukenschlag: Gewerkschaft zerlegt CO₂-Preis der EU – „Bringt Betriebe um“
Jahrelang machten Gewerkschaften den grünen Umbau mit – jetzt der Bruch. In Deutschland attackiert die mächtige Chemie- und Energie-Gewerkschaft den EU-Emissionshandel, warnt vor Betriebssterben und fordert Nothilfen. Die Zahlen sind dramatisch: Produktionsabsturz, zehntausende Jobs wackeln – massive Preisaufschläge für die Bürger.
Die IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) galt als verlässlicher Partner der Energiewende. Damit ist Schluss. Chef Michael Vassiliadis zieht die Notbremse: „Das Konzept fliegt so nicht. Es bringt unsere Betriebe um.“ Gemeint ist der EU-Emissionshandel, der jedes Jahr weniger CO₂-Zertifikate zulässt – und damit die Kosten nach oben treibt. Laut Welt sieht sogar der wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums viele Zusatzmaßnahmen als überflüssig oder schädlich, weil der Emissionshandel bereits wirkt.
Die Rechnung am Beispiel INEOS
Wie hart die Last inzwischen ist, zeigt INEOS Köln: 100 Millionen Euro Kostennachteil beim Gas, 40 Millionen Euro beim Strom, dazu 100 Millionen Euro für CO₂-Zertifikate – pro Jahr. Vassiliadis: „Das ist kein Einzelfall, sondern die Regel.“ Ab 2026 fallen großzügige Gratis-Zuteilungen weitgehend weg; es gibt sie nur noch mit strengen Auflagen und „ökologischen Gegenleistungen“.
Industrie im Sinkflug
Die Chemie liegt 20 Prozent unter dem Vorkriegs-Niveau. Bundesweit melden mehr als 260 Betriebe Stellenabbau (insgesamt 28.000 Jobs), zirka 70 Unternehmen Kurzarbeit (12.000 Betroffene) und mehr als 200 Fälle von Anlagen-/Werksschließungen. Das ist verlorene Wertschöpfung – dauerhaft.
Europa preislich abgehängt
Während Europa zahlt, ist CO₂ im Ausland Billigware: In China kostet die Tonne nur etwa ein Siebtel, in Japan ein Siebzigstel des EU-Niveaus. In den USA gibt es keinen nationalen CO₂-Zertifikatehandel. Gleichzeitig fehlen vielerorts Technologien, Infrastruktur und Energieträger, um kostengünstig CO₂-frei zu produzieren. Vassiliadis spricht von einer „gewaltigen Dysbalance“ zwischen politischem Wunsch und wirtschaftlicher Wirklichkeit.
Forderung: Nothilfe – jetzt
Für akut bedrohte Standorte verlangt die IG BCE sofortige Entlastung: Befreiungen vom ETS oder zusätzliche Gratis-Zuteilungen. Begründung: Viele Betriebe liegen „auf der Intensivstation“ – strukturelle Reformen kommen zu spät.
Und die Zeche zahlt wer?
Ohne EU-weite Kurskorrektur droht eine Verschiebung der Lasten: Andere Verbraucher müssten mehr bezahlen. On top warnt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) – Europas größter Mobilitätsclub – gestützt auf Bloomberg-Prognosen: Das zweite EU-Emissionshandelssystem für Straßenverkehr & Gebäude (ETS-2) auf Treibstoffe und Heizenergie könnte ab 2027 Benzin und Diesel um 22 bis 27 Prozent verteuern.
Warum der Preis weiter steigt
Die EU verknappt Zertifikate jährlich (–4,3 Prozent, ab kommendem Jahr –4,4 Prozent). Gleichzeitig rückt 2050 (Netto-Null) näher. Ergebnis: Der CO₂-Preis zieht an – schneller, als Unternehmen „ansparen“ oder „antransformieren“ können, warnt die IG BCE.
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