„Es scheint, dass Österreich auf ein Insolvenzrekordjahr zusteuert. So viele Insolvenzen gab es noch nie in der Geschichte der Zweiten Republik“, warnt Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbands im Gespräch mit dem ORF.

Tirol, Salzburg und Wien mit massiven Zuwächsen

Besonders dramatisch ist die Entwicklung in Tirol (+29,4 %), Salzburg (+24,2 %) und Wien (+14,6 %). Deutlich besser sieht es in Vorarlberg (-20,2 %), dem Burgenland (-15 %) und Niederösterreich (-4,4 %) aus. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr rund fünf Milliarden Euro Schulden angehäuft. Außerdem waren und 8.000 Arbeitsplätze betroffen. Die größte Insolvenz nach Beschäftigtenzahlen betrifft die Palmers Textil AG mit 515 betroffenen Mitarbeitern in Niederösterreich.

Bau und Industrie leicht erholt – Handel weiter unter Druck

Der österreichweite Pleiten-Spitzenreiter bleibt laut Creditreform der Handel – hier wurden die meisten Insolvenzen angemeldet. In der Bauwirtschaft und der Industrie hingegen zeigt sich eine gewisse Stabilisierung. Die Zahl der Insolvenzen sei hier zuletzt rückläufig, auch wenn beide Sektoren weiterhin zu den am meisten belasteten zählen.

Privatinsolvenzen leicht rückläufig – mit Ausreißer Wien

Auch die Zahl der privaten Konkursverfahren sank im ersten Halbjahr leicht um 0,6 % auf 4.975 Fälle. In Niederösterreich gab es einen minimalen Anstieg auf 723 Fälle. „Die Österreicherinnen und Österreicher erweisen sich als weniger insolvenzgefährdet als vor der Pandemie“, stellt Weinhofer fest. Deutlich rückläufige Zahlen gibt es im Burgenland (–21,1 %), in der Steiermark (–15,3 %) und Tirol (–14 %). Wien dagegen verzeichnet mit +8,8 % eine gegenläufige Entwicklung – und steht für mehr als ein Drittel aller Privatinsolvenzen.