Pleitewelle schwappt über Deutschland: So viele Insolvenzen wie seit der Finanzkrise nicht
Die deutsche Wirtschaft sieht sich mit einer alarmierenden Pleitewelle konfrontiert. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat im zweiten Quartal 2025 ein Niveau erreicht, das selbst die Zeiten der globalen Finanzkrise (2008/2009) in den Schatten stellt.
Insolvenzwelle rollt: Deutschlands Unternehmen brechen ein wie seit der Finanzkrise nicht.IMAGO/ Daniel Scharinger
Das zeigt die jüngste Auswertung des Insolvenztrends des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Insolvenzzahlen steigen weiter: Industrie und Gastronomie stark betroffen
Wie das IWH mitteilt, mussten von April bis Juni insgesamt 4.524 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz anmelden – ein Zuwachs von sieben Prozent gegenüber dem bereits hohen Wert des ersten Quartals. Besonders oft erwischte es Betriebe aus der Industrie, dem Handel sowie das Hotel- und Gastgewerbe.
Allein im Juni wurden laut IWH 1.420 Unternehmenspleiten registriert – zwar vier Prozent weniger als im Mai, aber immer noch 23 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Verglichen mit der Zeit vor Corona liegt das Plus bei stolzen 50 Prozent. In der Industrie war die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze am höchsten.
Besonders drastisch zeigt sich die Lage bei den Großinsolvenzen: In den größten insolventen Firmen waren im Juni rund 16.000 Arbeitsplätze betroffen. Das entspricht einem Anstieg von 68 Prozent gegenüber Juni 2024 – und übertrifft das Vor-Corona- Niveau um rund 43 Prozent.
Bayern, Hessen und Baden-Württemberg stechen hervor
Regional betrachtet meldeten fast alle Bundesländer neue Höchstwerte bei Firmenpleiten. Bayern, Hessen und Baden-Württemberg verzeichneten im Vergleich zum ersten Quartal 2020 sogar Zuwächse von 80, 79 und 76 Prozent. Damit setzen sich Regionen mit starker Industriebasis an die Spitze der Insolvenzstatistik.
Insolvenztrend gilt als Frühwarnsystem
Der IWH-Insolvenztrend hat sich als präziser Frühindikator etabliert: Grundlage ist die direkte Auswertung von Insolvenzbekanntmachungen der Registergerichte, kombiniert mit Unternehmensdaten. Damit gilt der Trend als schneller und aussagekräftiger als die amtliche Statistik, die meist mit Zeitverzug erscheint. Erfasst werden dabei nur Personen- und Kapitalgesellschaften – Unternehmensformen, die für die wirtschaftliche Gesamtlage entscheidend sind. So bildet der Trend über 90 Prozent der betroffenen Arbeitsplätze und 95 Prozent der Gläubigerforderungen ab.
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