Das ORF-Wirtschaftsmagazin ECO hat es schwarz auf weiß gezeigt: Eine Sonnencreme, die in einer Bipa-Filiale 17,99 Euro kostet, gibt es bei Rewe in Deutschland für 7,99 Euro.

Ob Kaffee, Orangensaft oder Frischkäse – viele Produkte des täglichen Bedarfs sind hierzulande spürbar teurer, teils fast doppelt so teuer wie im großen Nachbarland. Und es bleibt nicht bei Lebensmitteln: Auch bei anderen Konsumgütern zeigen sich deutliche Unterschiede. Dass Österreich im Vergleich einen Preisaufschlag hat, bestreitet niemand. Doch warum das so ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Handel und Industrie schieben einander die Verantwortung zu, die Politik bleibt Antworten schuldig.

Verdacht: Konzerne kassieren in kleinen Märkten mehr ab

Von Seiten der Bundeswettbewerbsbehörde gibt es klare Hinweise, dass internationale Hersteller mit zweierlei Maß kalkulieren. Natalie Harsdorf erklärte im Interview mit ECO: „Wir haben in unserer Untersuchung auch festgestellt, dass es eben starke Hinweise darauf gibt, dass insbesondere internationale Lebensmittelindustrie-Hersteller für Österreich andere Preise machen als für andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union und, dass insbesondere in kleineren Mitgliedsstaaten, höhere Preise verlangt werden als in größeren Mitgliedsstaaten.“

Handel verteidigt sich

Die Handelsketten wollen sich den Vorwurf nicht gefallen lassen. Gerald Kühberger, Sprecher des Handelsverbands, betont gegenüber dem ORF: „Wir haben zum Beispiel in Österreich einen weit höheren Rabattanteil. Bei uns sind im Schnitt 37 Prozent aller Preise rabattiert, in Deutschland sind es nur 25 Prozent. Das heißt, der tatsächliche Preisunterschied ist schon mal wesentlich geringer.“

Dazu kämen geografische und strukturelle Faktoren: „Stichwort die Alpen. Das heißt, wir haben in Österreich ein ganz anderes geographisches Gebilde. Wir haben eine viel höhere Filialdichte, das heißt viel mehr Supermärkte, die aber auch deutlich kleiner sind. Dadurch können wir auch in jedem Ballungsraum, aber auch ins letzte Alpental, sozusagen die Nahversorgung sicherstellen.“

Politik redet, Konsumenten zahlen

Während Handel und Industrie die Verantwortung hin- und herschieben, überlegt die Politik, ob Eingriffe nötig werden. Konsumentenschutzministerin Korinna Schumann (SPÖ) und Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) haben die Diskussion zuletzt angestoßen, auch Vizekanzler Andreas Babler hält Markteingriffe für denkbar.

Bislang bleibt es jedoch bei Debatten. Für die Konsumenten bedeutet das: Sie müssen weiterhin für viele Produkte in Österreich weit mehr bezahlen als in Deutschland – und das sorgt besonders in grenznahen Regionen Tag für Tag für Ärger.