ProSiebenSat.1 vor Kahlschlag: 500 Stellen sollen wegfallen
Der Münchner Medienkonzern ProSiebenSat.1 steht offenbar vor einem radikalen Sparkurs. Wie das Manager Magazin berichtet, soll Vorstandschef Bert Habets nächsten März ein umfassendes Kürzungsprogramm vorstellen.
Demnach sollen im gesamten Unternehmen „grob 500 Stellen“ wegfallen. Vor allem das Fernseh- und Streaminggeschäft mit derzeit rund 4000 Beschäftigten dürfte die Einschnitte kräftig zu spüren bekommen.
Sinkende Reichweiten setzen Konzern unter Druck
Der Handlungsdruck bei ProSiebenSat.1 ist groß. Formate und Einschaltquoten liefern längst nicht mehr die erhofften Zahlen, während sich die digitale Transformation schleppend entwickelt. „Bei Quoten und Formaten ist ProSiebenSat.1 überall hintendran. Im Kerngeschäft sinkt der Marktanteil, die Digitalisierung lahmt, und die Kosten sind zu hoch“, so zitiert das Manager Magazin einen Insider.
Zoff unter Aktionären – Chefposten wackelt
Zusätzlich belasten interne Konflikte die Führungsriege. Zwischen den beiden Großaktionären – der italienischen Gruppe MfE und dem tschechischen Investor PPF – brodelt es seit Monaten. Aufsichtsratschef Andreas Wiele zieht bereits Konsequenzen: Er tritt Mai 2026 ab, weil ihm der Rückhalt der Anteilseigner fehlt. Auch Firmenboss Habets könnte sein Amt verlieren – Unternehmenskenner rechnen damit, dass ihm die Mehrheit im Aufsichtsrat wegbrechen könnte.
Berlusconi-Erben wollen europäischen Medienriesen
Hinter MfE steht die Familie des verstorbenen Silvio Berlusconi. Sie steuert aktuell auf die Marke von 29,99 Prozent der Anteile zu – ab dieser Schwelle müsste ein Pflichtangebot für die restlichen Aktien folgen. Ziel der Berlusconi-Seite ist es, aus ProSiebenSat.1 einen paneuropäischen Medienkonzern zu schmieden, der es mit US-Streaminggiganten wie Netflix aufnehmen kann.
Investoren fordern schnellen Umbau
Sowohl MfE als auch PPF drängen das Management, sich stärker auf das Kerngeschäft TV zu fokussieren. Die Forderung: Randgeschäfte wie das Vergleichsportal Verivox oder den Online-Kosmetikshop Flaconi möglichst rasch verkaufen. Bisher hat sich der Vorstand dagegen gewährt.
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