Reguliert in den Ruin? EU-Beschluss bringt heimische Tierhalter in Bedrängnis
Die neuen EU-Vorgaben zur Reduktion industrieller Emissionen setzen Österreichs Tierhalter unter Druck. Denn auch viele landwirtschaftliche Betriebe müssen künftig die verschärften Grenzwerte einhalten – mit weitreichenden Folgen.
Neue EU-Regeln gefährden Bauern: Schweine-, Puten- und Geflügelhöfe kämpfen ums Überleben.IMAGO/Herrmann Agenturfotografie
„Die neue Regelung bedeutet für viele Betriebe hohe Investitionen in die Modernisierung ihrer Stallungen“, warnt Karl Dietachmair, Direktor der Landwirtschaftskammer Oberösterreich gegenüber dem ORF.
Die Zahlen zeigen, wie massiv die Auswirkungen wären: Laut Dietachmair stünden in Oberösterreich etwa 25 % der Schweineproduktion, rund 35–40 % der Geflügel- und Eierproduktion sowie mehr als die Hälfte der Putenmast unter dem akuten Anpassungsdruck. Auch bei Masthähnchen müssten rund 20 % der Betriebe mit weitreichenden Auflagen rechnen.
Die geforderten Investitionen seien gerade für die vielen Familienbetriebe nicht finanzierbar. Um den Vorgaben zu entkommen, könnten viele Höfe ihre Tierbestände reduzieren oder müssten ganz aufgeben. „Die Konsequenz wäre, dass gerade im Bereich der Schweine- und Geflügelproduktion die Inlandsproduktion deutlich zurückgehen könnte“, so Dietachmair. Damit stünde auch die regionale Versorgung auf dem Spiel. Preise für Konsumenten werden wohl weiter ansteigen.
Ruf nach mehr Augenmaß
Die Landwirtschaftskammer fordert eine differenzierte Herangehensweise auf EU-Ebene. Zwar seien schärfere Emissionsgrenzen bei industrieller Tierhaltung nachvollziehbar –kleinstrukturierte Betriebe würden jedoch überfordert. Die EU müsse nachbessern und realistische Schwellenwerte festlegen, um bäuerliche Familienbetriebe nicht vom Markt zu drängen.
Bauernverband fordert Schluss mit Bürokratie-Overkill
Auch der Unabhängige Bauernverband Österreich warnt in einer Stellungnahme vor einem Bürokratieaufbau zulasten der Landwirte. Man verweist auf Deutschland, wo aktuell hunderte Maßnahmen zum Bürokratieabbau geprüft würden. Ein solches Umdenken sei auch in Brüssel dringend notwendig – bevor die Höfe Österreichs unter der Last der neuen Auflagen zusammenbrechen.
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