Nach aktuellen Einschätzungen hat das Versorgungswerk der Berliner Zahnärztekammer (VZB) einen Schaden von rund 1,1 Mrd. € erlitten – nahezu die Hälfte des ursprünglich verwalteten Kapitals. Betroffen sind etwa 10.000 Zahnärzte in Berlin, Brandenburg und Bremen, die auf eine solide Altersversorgung vertraut haben. Der neue Vorsitzende des Verwaltungsausschusses, Thomas Schieritz, bestätigte das Ausmaß der Verluste gegenüber rbb24.

Mit der Veröffentlichung der Zahlen kippte die Stimmung: Aus leiser Unruhe wurde lautstarker Aufruhr. Mitglieder sehen die Stabilität des gesamten Systems bedroht.

Der riskante Strategiewechsel

Der Ursprung der Schieflage liegt offenbar in einem Kurswechsel, der spätestens ab 2018 vollzogen wurde. In Zeiten sinkender Renditen entschied sich die damalige Führung für höhere Risiken – und verließ damit den Pfad konservativer Anlagegrundsätze. Investitionen flossen in Ferienanlagen auf Ibiza, Hotelprojekte und Beteiligungen an digitalen Versicherern.

Nach Einschätzung der heutigen Verantwortlichen bewegten sich diese Engagements nicht nur jenseits der eigenen Richtlinien, sondern teils auch außerhalb des rechtlich Zulässigen. Eine kontinuierliche, belastbare Bewertung der Anlagen habe über Jahre hinweg gefehlt. Erst ein Führungswechsel im Frühjahr 2025 und eine gründliche Bestandsaufnahme legten offen, wie tief das Versorgungswerk in spekulative Strukturen verstrickt war.

Verdacht auf Bestechlichkeit: Generalstaatsanwaltschaft ermittelt

Mit dem Bekanntwerden der Verluste rückt auch die Frage der Kontrolle in den Fokus. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen frühere Ausschussmitglieder wegen des Verdachts auf Vorteilsnahme und Bestechlichkeit. Zwar gilt die Unschuldsvermutung, doch die Ermittlungen unterstreichen, wie groß der Aufklärungsbedarf ist.