Rheinmetall trennt sich vom Autogeschäft: Starrer Fokus auf Rüstung
Was sich seit Monaten in der deutschen Industrie abzeichnet, nimmt nun immer deutlichere Konturen an: Während klassische Konsum- und Schlüsselbranchen wie die Automobilwirtschaft unter Absatzflaute und hohen Standortkosten leiden, erlebt ein anderer Sektor einen bemerkenswerten Aufstieg. Die Rüstungsindustrie wird zunehmend zum Wachstumsmotor. Auch Rheinmetall verschiebt aufgrunddessen zusehends die konzerninternen Prioritäten.
Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall zieht klare Konsequenzen. Das Unternehmen bereitet den Verkauf seines zivilen Geschäfts vor – insbesondere jener Sparten, die Bauteile für die Automobil- und Energiewirtschaft liefern. Zwei Interessenten befinden sich in der engeren Auswahl, eine Vertragsunterzeichnung wird für das erste Quartal 2026 angestrebt. Namen nennt der Konzern bislang nicht.
Die Entscheidung ist das Ergebnis monatelanger Gespräche. Bereits seit dem Frühjahr sondierte Rheinmetall den Markt, nun folgt der formale Schnitt. Der Preis dafür ist hoch: Rund 350 Mio. € werden auf den Buchwert der Sparte abgeschrieben. Künftig werden die betroffenen Einheiten – darunter das Segment „Power Systems“ – bilanziell ausgegliedert und als nicht fortgeführte Geschäftsbereiche geführt.
Wachstum dort, wo der Staat bestellt
Gleichzeitig schärft Rheinmetall den Fokus auf das Kerngeschäft: militärische Systeme, Munition, Fahrzeuge und sicherheitsrelevante Technologien. Für die fortgeführten Aktivitäten rechnet der Konzern im laufenden Jahr mit einem Umsatzwachstum von 30 bis 35 % gegenüber dem Vorjahr. Die operative Marge soll zwischen 18,5 und 19,0 % liegen – ein Niveau, von dem viele andere Industriekonzerne derzeit nur träumen können.
Automobilindustrie im Rückzug: VW schließt Werk
Parallel dazu verdichten sich die Signale eines schleichenden Rückbaus in der Automobilwirtschaft. Symbolträchtig dafür steht das Ende der Fahrzeugproduktion in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden. Nach mehr als zwei Jahrzehnten und rund 165.500 gefertigten Fahrzeugen – vom Phaeton bis zum ID.3 – lief die Fertigung Anfang der Woche aus.
Künftig soll das Gebäude nicht mehr Autos hervorbringen, sondern Ideen. Die Technische Universität Dresden wird große Teile der Fläche übernehmen und dort im Auftrag der Industrie zu Zukunftstechnologien forschen – von Künstlicher Intelligenz über Robotik bis hin zu Mikroelektronik und Chipdesign. Für die rund 230 Beschäftigten bedeutet das zunächst Sicherheit, für den Standort jedoch einen klaren Rollenwechsel.
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