Während die Werbeeinnahmen im klassischen Fernsehen sinken, verlagert sich die Aufmerksamkeit der Konsumenten immer stärker auf digitale Plattformen, On-Demand-Angebote und Streamingdienste. RTL reagiert mit einem radikalen Umbau, der das lineare Programm verschlanken und künftige Investitionen vor allem auf das hauseigene Streamingportal RTL+ konzentrieren soll.

RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter begründet die Einschnitte mit einer doppelten Herausforderung: Zum einen belastet die schwächelnde Wirtschaft die Werbemärkte, zum anderen verschiebt sich das Mediennutzungsverhalten der Menschen rasant.

Seit 2019 seien die linearen Werbeumsätze des Senders um mehr als 20 Prozent eingebrochen – ein drastischer Rückgang, der deutlich macht, wie sehr klassisches Fernsehen an Reichweite und Relevanz verliert. Zugleich explodiert der digitale Konsum: Menschen schauen Serien, Nachrichten und Unterhaltung zunehmend zeitversetzt oder exklusiv online.

Schmitter formuliert es offen: „Der tiefgreifende Wandel im Medienmarkt zwingt uns, unsere Struktur völlig neu zu denken.“

Jobstreichungen im großen Stil – und dennoch ein „sozialverträglicher“ Umbau?

Die Kündigungswelle trifft Vollzeit- wie Teilzeitkräfte gleichermaßen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen „möglichst“ vermieden werden. Stattdessen setzt RTL auf Instrumente wie Altersteilzeit, Abfindungen und Wechselprogramme.

Der Deutsche Journalisten-Verband zeigt sich dennoch alarmiert.
DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster nennt die Stellenstreichungen „eine Katastrophe“, wenngleich er die verhandelten Konditionen für die Beschäftigten positiv hervorhebt. Für die Zuschauer soll sich vorerst wenig ändern: RTL sendet weiterhin rund um die Uhr.

Medienbranche im Umbruch: ProSiebenSat.1 kürzt ebenfalls massiv

RTL ist mit seiner Neuausrichtung nicht allein. Auch ProSiebenSat.1 kämpft mit steigenden Kosten, hohen technischen Anforderungen und wachsenden Streamingkonkurrenten wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+.
Der Konzern kündigte im Mai die Streichung von 430 Vollzeitstellen an – ebenfalls im Zuge eines umfassenden Kostensenkungs- und Digitalprogramms.