Ryanair kappt erneut Verbindungen: Standortkosten belasten Billig-Airline
Die irische Billigfluglinie Ryanair streicht erneut zahlreiche Verbindungen von und nach Deutschland. Betroffen sind unter anderem die Flughäfen Berlin, Köln und Frankfurt-Hahn.
Ryanair streicht zahlreiche Deutschland-Flüge – zu hohe Kosten und Auflagen machen den Standort unattraktiv.GETTYIMAGES/Photo by Joan Valls/Urbanandsport
Während die Airline europaweit expandiert, zieht sie sich aus der Bundesrepublik zunehmend zurück. Erneut wird deutlich, dass hohe Steuern, Gebühren und Regulierungen den Luftverkehrsstandort Deutschland zunehmend unattraktiv machen.
Ryanair kritisiert Nachtflugverbot und Bürokratie
Am Flughafen BER landete im Januar eine Maschine der Airline zwei Minuten nach Mitternacht – und damit nach Beginn des Nachtflugverbots. Seitdem läuft ein Verfahren gegen den Piloten. Ryanair kämpft seither vehement gegen die strikten deutschen Regelungen. Aus Sicht des Unternehmens fehlt hier Flexibilität und Augenmaß. „Das ist wie viele Themen in Deutschland: Niemand will sie angehen“, sagte Dara Brady, Chief Marketing Officer von Ryanair.
Nach Angaben der Airline müssen Flugzeuge bei drohender Überschreitung des Nachtflugverbots häufig umgeleitet werden – meist nach Hannover. „Da muss es gesunden Menschenverstand geben“, forderte Brady. Allein in diesem Jahr habe man rund 30 Flüge dorthin umleiten müssen. Die Passagiere wurden anschließend mit Bussen nach Berlin gebracht – ein organisatorischer und finanzieller Kraftakt.
Steuerlast und Gebühren treiben Airlines aus dem Land
Neben den restriktiven Regelungen kritisiert Ryanair vor allem die hohen Kosten am Standort Deutschland. „Die Luftverkehrssteuer etwa mache Fliegen nach und aus Deutschland einfach zu teuer“, führt Brady aus. Die Airline verweist darauf, dass die CDU ursprünglich eine Reduzierung der Steuer angekündigt hatte – „das ist nicht passiert. Das sind weitere enttäuschende Nachrichten aus Deutschland.“
800.000 Sitzplätze weniger
Die Konsequenz: Ryanair zieht erneut Maschinen aus Deutschland ab. „Wir streichen 24 Verbindungen nach Deutschland. Der Markt ist strukturell kaputt“, erklärte Brady.
Besonders stark betroffen sind Berlin, Memmingen, Baden-Baden, Köln und Frankfurt-Hahn. Insgesamt werde das Sitzplatzangebot um rund 800.000 Plätze reduziert. In Berlin allein fallen fünf Verbindungen weg, in Memmingen ebenfalls mehrere.
Wachstum in Schweden, Rückzug aus Deutschland
Wie stark steuerliche Rahmenbedingungen das Verhalten von Airlines beeinflussen, zeigt ein Blick nach Skandinavien. In Schweden wurde die Luftverkehrssteuer kürzlich abgeschafft – Ryanair reagierte umgehend. Mehrere Flugzeuge, die bisher in Deutschland stationiert waren, werden künftig Stockholm ansteuern.
„Sie brauchen nur nach Schweden schauen“, betonte Brady. „Wären wir ab April wieder da – und wachsend“, wenn Deutschland die Steuer abschaffen würde. Denn Flugzeuge seien „mobile Investitionsgüter“ – sie fliegen dorthin, wo wirtschaftliche Bedingungen stimmen.
Auch Israel-Strecken gestrichen
Doch nicht nur Deutschland ist von der Umstrukturierung des Ryanair-Fahrplans betroffen: Auch die Flüge nach Israel wurden vorerst ausgesetzt. Die Airline kündigte an, im Herbst und Winter keine Verbindungen mehr nach Tel Aviv anzubieten. Grund ist ein Streit mit dem Betreiber des Ben-Gurion-Flughafens über die Nutzung des günstigeren Terminals 1.
„Wir sind es leid, dass unsere günstigen Flugangebote ständig durch die Entscheidungen des Ben-Gurion-Flughafens beeinträchtigt werden“, erklärte ein Ryanair-Sprecher. Besonders ärgerlich sei, dass die Airline mehrfach vom Terminal 1 ins deutlich teurere Terminal 3 habe umziehen müssen – „meist unter Verweis auf Sicherheitsbedenken“.
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