Österreich rutscht wirtschaftlich immer weiter ab: 5.145 Unternehmen mussten in den ersten drei Quartalen 2025 Insolvenz anmelden – 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch brisanter: Seit 2021 haben sich die Firmenpleiten mehr als verdoppelt.

Gleichzeitig kommt von unten kaum frischer Schwung: Neugründungen stagnieren bei nur 91,7 Prozent des Vorjahreswerts.

Kaum zu glauben: Für einen kurzen Zeitraum erlebte Österreich mehr Neugründungen als Insolvenzen. Davon kann seit vier Jahren keine Rede mehr sein.Selektiv/Grafik

Die Ökonomin Heike Lehner warnt gegenüber Selektiv: „Die steigenden Insolvenzzahlen sind nicht das eigentliche Problem. Es ist die zu geringe Anzahl an jungen, vor allem innovativen Unternehmen, die nachkommen.“

EU-Industrie wächst – Österreich fällt zurück

Ein Blick nach Europa zeigt, wie stark Österreich zurückbleibt. Während die Industrieproduktion im September im Euroraum um 0,2 Prozent und in der EU um 0,8 Prozent zulegte und im Jahresvergleich +1,2 Prozent bzw. +2,0 Prozent erreichte, verzeichnet Österreich ein deutliches Minus: –0,4 Prozent zum Vormonat, –0,9 Prozent zum Vorjahr.

Europa zieht an – Österreich bremst. Schweden glänzt mit +14,7 Prozent, Dänemark mit +9,5 Prozent, Griechenland mit +7,1 Prozent. Österreich hingegen verliert seit Jahren an industrieller Substanz.

Papierindustrie: Ein Traditionssektor am Limit

Besonders bedrückend ist auch der Trend in der Papierindustrie – einst ein starker Pfeiler des Produktionsstandorts. Im ersten Halbjahr 2025 brach der Umsatz erneut um 4,4 Prozent ein. Die Exporte sanken sogar um 6,6 Prozent. Und: Für 2026 zeichnet sich keine steigende Nachfrage ab.

Die Konsequenz: Zwei Drittel der Unternehmen prüfen Outsourcing oder Teilverlagerungen ins Ausland. Ein verheerendes Signal für den Industriestandort Österreich.

Strukturelle Schwächen treten immer deutlicher zutage

Die Kombination aus Insolvenzwelle, schwachen Neugründungen, rückständiger Industrieproduktion und angeschlagenen Traditionssektoren zeigt ein Muster, das Wirtschaftsexperten seit Jahren warnen lässt: fehlende Innovationskraft, hohe Kosten, sinkende Standortattraktivität, schleppende Erholung nach Pandemie und eine Energiekrise.

Österreich verliert wirtschaftlich Boden – und das in Bereichen, die essentiell für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand sind. Besonders alarmierend: Die Lücke wird nicht gefüllt. Innovative Start-ups fehlen, Gründer bleiben aus, Investitionen bleiben vorsichtig. Die Folge: Die Zukunftsbranchen wachsen anderswo – nicht in Österreich.