Schweizer Start-Up erfindet Hightech-Rollstuhl, der Treppen überwindet

In nur neun Monaten haben Bernhard Winter und sein zehnköpfiges Team einen Elektrorollstuhl entworfen. Dieser kann auch Treppen überwinden. Die erste Vorführung verlief allerdings nicht nach Wunsch. Der Prototyp, der mit einer Viertelmillion Franken Spendengeldern gebaut wurde schaltete sich nach etwas mehr als einem Meter ab und konnte anschließend auch nicht wieder in Bewegung gebracht werden. Für den Maschinenbau-Studenten war das ein Flop. Allerdings ließen sie Bernhard Winter und sein Kollege Thomas Gemperle nicht entmutigen. In Eigenregie wurden Videos gedreht, die tatsächlich zeigen, dass der Hightechrollstuhl dank ausfahrbarer Raupen Treppen überwinden kann.

Diese Videos fanden schnell Anklang im Netz. Schauspieler Ashton Kutcher und Rapper Lil Wayne teilten die Videos in ihren sozialen Netzwerken und konnten sich so rasend verbreiten. In den Kommentaren wurde immer wieder die Frage gestellt, weshalb der Rollstuhl noch nicht auf dem Markt ist oder ob dieses coole Gerät tatsächlich ein Rollstuhl ist. Im Sommer 2017, noch vor dem Studienabschluss entschieden sich Winter und Gamperle dazu, die Firma Scewo zu gründen. Vier Jahre später wurde das Unternehmen aus Winterthur mit dem mit 50’000 Franken dotierten Swiss Medtech Award ausgezeichnet.

Scewo konnte laut dem “Tagesanzeiger” darüber hinaus eine dritten Finanzierungsrunde über 8,5 Millionen Schweizer Franken abschliessen. Diese Investition soll das Wachstum und die Expansion in Europa vorantreiben. Einzigartig an diesem Elektrorollstuhl ist die Möglichkeiten der Sitzverstellung. Der Rollstuhl lässt sich bis zu 90 Zentimeter über den Boden hochstellen und so können Benutzer Gespräche auf Augenhöhe führen oder die oberen Regale im Supermarkt erreichen. Wenn man auf die Toillete muss oder ins Bett gehen möchte, so kann der Hightech-Rollstuhl bis auf 43 Zentimeter abgesenkt werden. Große, robuster Räder mit neuartiger Technologie sorgen darüber hinaus auch auf Kies oder im unebenen Gelände für Sicherheit.

Der Scewo-Rollstuhl ist mit 36.000 Franken um ein Drittel teurer als als Konkurrenzprodukte. Allerdings helfen die Versicherungen in der Schweiz und in der Deutschland in vielen Fällen bei der Finanzierung mit. Die Nachfrage ist jedenfalls größer als die Produktkapazität. Die ersten Rollstühle sind bereits in der Schweiz, Deutschland und Österreich unterwegs. Die Rollstühle werden seit kurzem auch mit einem Autobefestigungshaken produziert. So kann man die Rollstühle auch als Beifahrersitz verwenden. 2022 kann man laut Winter über 100 Rollstühle ausliefern. So könnte das Unternehmen mit 36 Angestellten näher an die Gewinnschwelle kommen.