„Der Handel schwingt natürlich mit der gesamtwirtschaftlichen Lage mit. Momentan ist es etwas schwierig: die geopolitische Lage, der Sparzwang des Bundes, die Inflation. Das sind alles Faktoren, die etwas auf die Kauflaune drücken“, erklärt Michael Tagwerker von der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer dem ORF.

Während viele Geschäfte um Kundschaft ringen, verlagert sich der Wettbewerb immer stärker ins Digitale. Immer mehr Kunden stöbern zuerst online, bevor sie überhaupt einen Fuß in ein Geschäft setzen – ein Trend, der den klassischen Einzelhandel unter Druck setzt.

Ohne digitale Präsenz droht Unsichtbarkeit

„Das schönste Schaufenster im Ort nütze nichts, wenn man in der digitalen Welt unsichtbar sei“, warnt Ursula Fehle, Marketing-Expertin und Beraterin der Wirtschaftskammer im Gespräch mit em ORF . Sie reist derzeit durch das Land, um Händlern zu zeigen, wie sie sich mit einfachen Mitteln im Netz sichtbar machen können.

Rund 80 % der Konsumenten informieren sich laut Studien online, bevor sie einkaufen. Besonders junge Menschen erledigen bis zu 70 % ihrer Käufe direkt im Internet. Wer dort nicht präsent ist, verliert – selbst dann, wenn das eigene Angebot vor Ort überzeugt.

Fehle empfiehlt Händlern, zuerst ihre Website kritisch zu prüfen: „Dass man die Inhalte rasch vor sich hat und dass man auch einen Ansprechpartner mit Bild hat. Sodass man, wenn man vor Ort im Geschäft ist, sofort einen Wiedererkennungswert hat.“ Ein funktionierender Online-Auftritt sei heute kein Luxus, sondern Überlebensbedingung.

Social Media als neuer Marktplatz

Doch nicht nur Webseiten entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok haben sich zum zentralen Schaufenster des digitalen Zeitalters entwickelt – und sie verändern das Kaufverhalten radikal. Produkte werden nicht mehr gesucht, sondern „entdeckt“: Influencer, Kurzvideos und Empfehlungen steuern die
Kaufimpulse einer ganzen Generation.

Was früher Laufkundschaft war, ist heute Algorithmus-gesteuerte Reichweite. Wer es schafft, durch gezielte Social-Media-Strategien sichtbar zu bleiben, kann gegen die Übermacht der großen Online-Händler bestehen. Doch einfach ist diese Strategie nicht.

Social Media hat sich in den vergangenen Jahren radikal gewandelt: Früher bestimmten Hashtags, Likes und geteilte Beiträge den Erfolg – heute entscheidet der Algorithmus über Sichtbarkeit. Der Trend geht klar in Richtung Bewegtbild.

Kurze, emotionale Clips – sogenannte Reels – dominieren Plattformen wie Instagram oder TikTok und haben klassische Posts nahezu verdrängt. Sie erzählen Geschichten in Sekunden und setzen Marken in Szene. Wer als Händler noch mit statischen Bildern oder reinen Produktfotos arbeitet, läuft Gefahr, in der Flut der Inhalte unterzugehen.

Social Media ist damit längst kein Ort des Austauschs mehr, sondern eine Bühne – und wer darauf bestehen will, muss lernen, sich zu inszenieren.