Das Ergebnis: Unternehmen denken vermehrt darüber nach, die eigene Produktion ins Ausland zu verlagern.

Vier Punkte sollen Abwanderung bremsen

„Ohne Industrie käme es zu einem verheerenden Stillstand im Land“, warnt Veit Schmid-Schmidsfelden, Obmann der Fachgruppe Metalltechnische Industrie NÖ (MTI) gegenüber OE24. Er befürchtet eine schleichende „Deindustrialisierung“.

Um die drohende Abwanderung zu verhindern, drängt die Fachgruppe MTI auf die Umsetzung einiger Sofortmaßnahmen. So sollen Betriebe Ausrüstungsinvestitionen künftig schon im ersten Jahr vollständig abschreiben können, um dringend benötigte Liquidität freizusetzen. Zudem fordert die Industrie, die bisherige Grenze für Verlustrück- und -vorträge bei Körperschaften von 75 Prozent zu kippen – das würde den Unternehmen zusätzlichen steuerlichen Spielraum geben.

Auch Mehrarbeit will man attraktiver machen: Überstunden, die über eine Vollzeitbeschäftigung hinausgehen, sollen steuerfrei abgegolten werden. Um die Kapitalbasis weiter zu stärken, setzt die Branche außerdem auf eigenkapitalähnliche Instrumente wie etwa nachrangige Darlehen.

Drohender Dominoeffekt am Standort

Wie brisant die Lage tatsächlich ist, zeigt eine aktuelle Erhebung der Wirtschaftskammer Niederösterreich, die in Kooperation mit der MTI durchgeführt wurde: Schon der Wegzug von 19 großen Unternehmen könnte rund 57.700 Arbeitsplätze vernichten. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von St. Pölten. Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm: über 16 Milliarden Euro an Produktionswert gingen jedes Jahr verloren, hinzu kämen Steuerausfälle von fast zwei Milliarden Euro.

Industrie als Rückgrat ganzer Regionen

„Die Industrie ist nicht nur Impulsgeberin und Multiplikatorin in der österreichischen Volkswirtschaft, sie hat auch grundlegende Bedeutung für die jeweilige Region“, betont Schmid-Schmidsfelden.

Wer Fabriken verliert, reißt ganze Ketten mit: Vom Zulieferbetrieb bis zum regionalen Dienstleister hängen zahlreiche Unternehmen am industriellen Herzschlag. Ohne mutige Schritte in der Industriepolitik drohe, so die Wirtschaftskammer, eine Abwärtsspirale, die ganze Regionen ihrer Zukunftsfähigkeit beraubt.