Die deutsche Wirtschaft erwartet auch 2026 kein umfassendes Ende der konjunkturellen Misere. Das zeigt eine Verbandsumfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besorgniserregend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung seien die unterm Strich schlechten Jobperspektiven. 22 von 46 Wirtschaftsverbänden rechneten 2026 mit einem Jobabbau. Nur 9 Verbände erwarten demnach mehr Mitarbeiter in ihrer Branche, 15 gehen von einer stabilen Beschäftigung aus.

In der Verbandsumfrage befragt das IW Branchenverbände nach der aktuellen Lage, den Aussichten, geplanten Investitionen und Jobchancen. Vor allem die Industrieverbände erwarten, dass in ihrem Bereich im Jahr 2026 Personal abgebaut wird. Nur die Pharmaindustrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie Schiffbau und Meerestechnik beabsichtigen 2026 neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Hinter den schlechten Ergebnissen stehen laut dem IW altbekannte Ursachen: Die deutsche Wirtschaft leide unter weltweit zunehmendem Protektionismus und einer anhaltenden Exportschwäche. Hohe Standortkosten verschlechterten zusätzlich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Davon sei vor allem die Industrie betroffen: Unter anderem rechnen Automobilindustrie, Papierindustrie und Textilindustrie mit Produktionsrückgängen im neuen Jahr.

Geschäftsaussichten leicht aufgehellt

Insgesamt haben sich die Geschäftsaussichten gegenüber 2025 allerdings verbessert: Gemäß der IW-Verbandsumfrage erwarten 19 Verbände eine höhere Produktion als im Jahr 2025. Mit 18 erwartet nahezu die gleiche Anzahl an Verbänden eine gleichbleibende Wirtschaftsleistung ihrer Branche. Dagegen gehen neun Wirtschaftsverbände von einem Rückgang im Jahr 2026 aus. Die Anzahl der pessimistisch gestimmten Verbände ist laut dem IW seit dem Höchstwert 2023 durchgehend gesunken. Von einem dominierenden Optimismus sei das aktuelle Erwartungsbild jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Und aus dem leicht positiven Saldo lasse sich keine starke wirtschaftliche Dynamik ableiten.

Die Optimisten finden sich vor allem im Dienstleistungssektor. In der Industrie geht allein der Luft- und Raumfahrzeugbau von einem wesentlich besseren Geschäftsjahr 2026 aus. “Wer auf ein baldiges und umfassendes Ende der Wirtschaftskrise gehofft hat, wird auch 2026 enttäuscht”, resümiert IW-Direktor Michael Hüther. Hinter der teilweisen Aufhellung stecke häufig keine wirtschaftliche Dynamik. “Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich auf niedrigerem Niveau.”