Nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) arbeiten die Produktionsanlagen der Branche aktuell nur noch mit rund 70 % Auslastung. Ein Wert, der nicht nur deutlich unter der wirtschaftlichen Gewinnschwelle liegt, sondern auch einen historischen Tiefstand markiert.

Für viele Betriebe ist das mehr als eine statistische Kennzahl. Rund jedes zweite Unternehmen kämpft inzwischen mit akutem Auftragsmangel. Seit 2021 sind die Bestellungen aus dem In- und Ausland um mehr als ein Fünftel eingebrochen – eine Entwicklung, die sich quer durch alle chemischen Teilbereiche zieht.

Hohe Kosten, schwache Nachfrage

Die Ursachen der Misere sind vielschichtig, verstärken sich jedoch gegenseitig. Besonders schwer wiegt der Kostenfaktor Energie. Als eine der energieintensivsten Industrien Europas leidet die Chemiebranche seit Jahren unter den strukturell hohen Strom- und Gaspreisen in Deutschland. Gleichzeitig dämpfen Konjunkturflaute und Investitionszurückhaltung in wichtigen Abnehmerindustrien wie Automobil- und Bauwirtschaft die Nachfrage.

Hinzu kommt ein globales Überangebot bei Basischemikalien, das die Preise unter Druck setzt. Selbst international wettbewerbsfähige Unternehmen geraten dadurch zunehmend in die Defensive. Hintergrund ist vor allem die Exportstärke chinesischer Hersteller, die den Weltmakrt mit Billigware fluten. Zusätzliche Unsicherheit entsteht durch handelspolitische Spannungen, insbesondere durch die Zollpolitik der USA, die Lieferketten und Absatzmärkte weiter verkompliziert.

Ernüchternder Ausblick auf 2026

Eine schnelle Trendwende erwartet die Branche nicht. Für das Jahr 2026 rechnet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) insgesamt mit einer weiterhin stagnierender Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. In der klassischen Chemie dürfte die Produktion sogar noch stärker einbrechen.

Bereits im laufenden Jahr gaben Produktion und Erzeugerpreise leicht nach, der Gesamtumsatz sank auf rund 220 Mrd. Euro. Besonders stark betroffen war diekonjunktursensible Chemie, während die Pharmasparte – zumindest vorübergehend – gegen den Trend zulegen konnte.