
Streit um Straße von Hormus: Droht uns ein neuer Energie-Schock?
Nach US-Angriffen auf iranische Anlagen steigt der Gaspreis auf den höchsten Stand seit April. Experten warnen: Eine Blockade im Persischen Golf könnte auch in Österreich wieder zu Preissprüngen führen.

Es ist nur eine schmale Meerenge – gerade einmal 160 Kilometer lang und rund 55 Kilometer breit – zwischen dem Iran und dem Oman und doch hängt die gesamte Weltwirtschaft an dieser engen Meeresstraße. Die Rede ist von der Straße von Hormus oder Hormuz, die den Persischen Golf im Westen mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean im Osten verbindet.
Bereits seit der Antike zählt die Straße von Hormus zu den wichtigsten Seewegen der Welt. Sie verbindet die Ölhäfen von Kuwait, Katar, Bahrain, dem Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran mit dem offenen Meer. Auch ein Großteil des saudischen Ölexports verläuft durch diese Meerenge. Eine Blockade würde massive Auswirkungen haben: Etwa 20 Prozent der weltweiten Ölversorgung wären betroffen, was ein enormer Schlag für die Weltwirtschaft wäre. Und genau dieser Fall droht nun einzutreten.
Gaspreis klettert in die Höhe
Konkret ist der europäische Gaspreis zu Wochenbeginn bereits sprunghaft angestiegen – auf über 42 Euro je Megawattstunde. Das ist der höchste Stand seit April. Für österreichische Haushalte bedeutet das: Die Stabilität bei Gas- und Heizkosten ist schon wieder in Gefahr. Der Auslöser ist bereits bekannter US-Luftangriff auf iranische Atomanlagen am Wochenende. Washington reagierte damit auf iranische Attacken im Zuge des Krieges mit Israel. Nun droht der Iran als Gegenzug mit seiner gewichtigsten Waffe: Nein, nicht die Atombombe, sondern die Sperrung der Schifffahrtsstraße von Hormus.
Dieser Weg vom Persischen Golf in den Indischen Ozean ist einer der weltweit wichtigsten Schifffahrtswege. Ein Großteil der Öl- und Flüssiggasexporte mehrerer Länder wird über diesen Weg verschifft. Etwa 20 Prozent des globalen Handels mit Flüssiggas wird durch die Straße von Hormus abgewickelt. Blockiert Teheran nun tatsächlich diese wichtige Route, wären die Folgen dramatisch: Energieknappheit, Preisexplosionen und massive Störungen in globalen Lieferketten wären zu erwarten. Experten warnen bereits seit einer Woche vor einem neuen „Ölkrieg“, der nicht nur die Region destabilisieren, sondern die gesamte Weltwirtschaft treffen könnte.
Chinas Rolle und Europas Sorge
Besonders brisant: China ist einer der größten Abnehmer iranischen Öls und könnte in den Konflikt hineingezogen werden. Auch Europa steht unter Druck – nicht nur wegen steigender Energiepreise. Sollte die Versorgung zusammenbrechen, drohen laut Experten wie Gerrit Heinemann Szenarien, die schlimmer seien als Corona und der Ukraine-Krieg zusammen: Inflation, Stillstand im Handel, Massenarbeitslosigkeit, so Heinemann laut ‚bild.de´.
Gefahr für Österreich: Energie und Waren betroffen
Auch Österreich würde das hart treffen. Denn nicht nur Gas und Strom wären betroffen – auch Waren und Rohstoffe, die über internationale Handelsrouten kommen, könnten sich verteuern. Handelsexperten sprechen von einem möglichen Rückfall in Krisenjahre wie 2022: gestörte Lieferketten, Inflation, wachsende wirtschaftliche Unsicherheit.
Aber: Die Schließung würde auch den Iran selber hart treffen: Da etwa zwei Drittel seiner Staatseinnahmen aus dem Ölexport stammen und dieser fast ausschließlich über die Straße von Hormus erfolgt, käme eine Blockade wirtschaftlich einem Eigentor gleich.
Politische Beobachter setzen nun auf eine diplomatische Lösung. Ein neuer Atom-Deal mit dem Iran könnte die Lage entschärfen. Gleichzeitig wächst der Druck auf große Player wie die USA, China oder die EU, Einfluss auf die Region zu nehmen. Noch ist unklar, ob es zu einer weiteren militärischen Eskalation oder einem Einlenken kommen wird – und wie es nach dem Krieg weitergeht.
Die Schweizer Tageszeitung ‚Neue Zürcher Zeitung´ hat das Problem klar angesprochen: „Auch wenn Israel und die USA das iranische Regime in die Knie zwingen könnten, stellt sich die Frage, wie man ein Land, das sich die Intervention von außen nicht gewünscht hat, stabilisieren kann. Ein gutes Szenario ist kaum vorstellbar: Sowohl im Irak wie in Afghanistan führten erzwungene Machtwechsel zu Terror und Bürgerkrieg.”
Kommentare