Top-Ökonom warnt Berlin: Deutschlands Wirtschaft ist nicht „unkaputtbar“
Der deutsche Wirtschaftsexperte und Strategieberater Daniel Stelter ist dafür bekannt, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. In einem Interview mit „Die Welt“ spricht er davon, dass die Welt belustigt dabei zuschaut, wie Deutschland gegen die Wand fährt. Die Energiewende ist für ihn bereits seit Jahren gescheitert und die Wirtschaft gefährdet.
Daniel Stelter nennt das Kind gerne beim Namen und stellt die Realität ganz unverblümt über die Illusion, der sich seiner Meinung nach die deutsche Politik hingibt. So kritisiert Stelter nicht nur die Migrationspolitik der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch Entscheidungen in Bezug auf die Klima- und Energiepolitik. Er sieht die Bonität des Landes gefährdet. „Die Regierung lebt offenbar in der Illusion, die deutsche Wirtschaft sei ,unkaputtbar‘“, so Stelter im Interview mit „Die Welt“, als er darauf eingeht, dass sich Unternehmen aufgrund der Energiekosten in Deutschland nach anderen Standorten umsehen, wofür er Verständnis hat.
"Die Energiewende ist bereits seit Jahren gescheitert"
Die Energiewende betrachtet der Ökonom als gescheitert, und zwar bereits seit Jahren. Dazu erklärt er: „Schon vor dem Krieg hatten wir trotz der Investition von geschätzt 500 Milliarden Euro den teuersten Strom und zugleich einen hohen CO2-Ausstoß. Es ist beeindruckend, wie diese Erkenntnis auch angesichts der akuten Energiekrise weiter verdrängt wird. Das Problem, das wir lösen müssen, ist die Speicherung von Energie. Und zwar nicht vom Tag für die Nacht, sondern vom Sommer für den Winter. In dieser Situation dann auch noch die verbliebenen Kernkraftwerke abzuschalten, ist mit rationalem Verhalten nicht zu erklären.“
"Deutschland ist auf bestem Weg, der kranke Mann Europas zu sein"
An der Wirtschaftspolitik Deutschlands lässt Stelter kein gutes Haar. Die hohe Bonität wird seiner Meinung nach auf Dauer nicht zu halten sein. „Demografie, Energiepolitik, Klimapolitik, Infrastruktur, Digitalisierung, Abgabenlast, Bürokratie: Wohin man auch blickt, schwächt die Politik die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Wir sind auf dem besten Wege, wieder der kranke Mann Europas zu sein. Nur diesmal dürfte ein Neustart deutlich schwerer sein als unter der Regierung Schröder“, meint er dazu.
Arbeits- und Migrationspolitik verantwortlich für drohenden Bonitätsverlust
Dafür verantwortlich macht Stelter auch die Arbeits- und Migrationspolitik seines Landes. „Es gelingt nicht, ausreichend qualifizierte Zuwanderer anzulocken und jene, die zu uns auf dem Asylweg gekommen sind, entsprechend zu qualifizieren und zu integrieren. Auch hier zeigt sich seit Jahren ein eklatantes Versagen der Politik. Wir müssen die nachfolgende Generation besser ausbilden, den Anteil der Studenten reduzieren und die berufliche Ausbildung stärken.“
"Nicht der Krieg, sondern die Geldpolitik der EZB hat die hohe Inflation verschuldet"
Alles in allem sind das keine guten Aussichten für das kommende Jahr, die der Ökonom da sieht. Das betrifft auch die Geldpolitik der EZB. Die von Glück reden kann, so Stelter, dass die Leute für die Inflation nicht sie verantwortlich machen, sondern den Krieg, obwohl der die Problematik zwar verschärft hat, aber nicht dafür verantwortlich ist. Denn auch vor dem Krieg in der Ukraine kletterte die Inflation immer höher, und dafür macht der Ökonom die Europäische Zentralbank verantwortlich. Ein Bild, das von der Masse so nicht wahrgenommen wird. Das ist zwar für die EZB gut, aber es macht die Lage nicht besser.
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