Traditionskonzern am Limit: BayWa schließt Standorte und kürzt Jobs
Die Turbulenzen beim Agrar- und Baustoffriesen BayWa reißen nicht ab. Seit Monaten kämpft der Münchner Mischkonzern gegen ein Milliardenloch. Nun kommt es zu gravierenden Einschnitten.
Krise beim Agrargiganten: BayWa schließt Dutzende Standorte und streicht 1300 Jobs – der Konzern kämpft mit Milliardenverlusten.IMAGO/Ardan Fuessmann
26 von rund 400 Standorten werden nach und nach geschlossen oder haben bereits dichtgemacht – darunter sechs Baustoff- und 20 Agrarstandorte. Auch Arbeitsplätze werden stark zurück gekürzt. „Wie angekündigt bauen wir 1300 Vollzeitstellen ab. Mehr als die Hälfte davon ist bereits umgesetzt. Dabei mussten wir nur in unter zehn Prozent der Fälle betriebsbedingt kündigen, der Rest lief über Aufhebungsvereinbarungen“, erklärt Restrukturierungsvorstand Michael Baur im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Einzelne Standorte schon in neuer Hand
Dass die Lücken im ländlichen Raum teils schnell geschlossen werden, zeigt ein Blick nach Altensteig in Baden-Württemberg: Dort hat jüngst ein Getränkehändler eröffnet, der sich um die bisherige Kundschaft des Agrarhändlers kümmert. „Wir haben die Chance genutzt, einen Großteil der BayWa-Artikel weiterzuführen“, betont Geschäftsführer Siegfried Traub gegenüber dem Schwarzwälder Boten.
Milliardenverlust und verschobene Prioritäten
Der Sanierungsplan sieht einen klaren Fokus: Die Expansion ins Ausland wird zurückgefahren, der Blick richtet sich wieder stärker auf das Kerngeschäft Agrar, Technik, Bau und Wärme. Die Bilanz für 2024 bleibt bitter: Mit einem Verlust von 1,6 Milliarden Euro rutscht BayWa so tief ins Minus wie nie zuvor in der Firmengeschichte. Hauptursache sind massive Abschreibungen, vor allem auf die Tochtergesellschaft im Ökostromgeschäft, BayWa r.e.
Zurück zum Kerngeschäft
Trotz der Schrammen bleibt Sanierungschef Baur zuversichtlich: „Der hat dann zehn Milliarden plus X Euro Umsatz und konzentriert sich auf die vier Geschäftsbereiche Agrar, Technik, Bau und Wärme/Mobilität. Und er ist nur so stark verschuldet, wie es zu einem Konzern in dieser Größenordnung passt. Unser Zielwert im Gutachten ist das Dreifache des operativen Ergebnisses.“ Bis Ende 2028 will BayWa einen neuen Kurs einschlagen – mit schlankeren Strukturen, stabilerer Bilanz und klarerem Fokus.
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