Trotz Trump-Zöllen: Indien stockt russisches Öl auf
Neu-Delhi trotzt Washington: Indien kauft im September um 10 bis 20 Prozent mehr russisches Öl – trotz der 50-Prozent-US-Zölle von Trump. Analysten warnen: Fiele Indien als Käufer weg, fehlten bis zu eine Million Barrel pro Tag. Der Weltölpreis würde dann auf knapp 100 US-Dollar je Barrel steigen.
Beim Öl setzt Neu-Delhi weiterhin auf Moskau. Im Bild: Präsident Wladimir Putin (r.) begrüßt Indiens Premier Narendra Modi zu einem Treffen.APA/AFP/POOL/Sergei BOBYLYOV/GETTYIMAGES/atakan
Neu-Delhi bleibt hart – trotz 50-Prozent-Zöllen: Die US-Regierung von Präsident Donald Trump erhöht den Druck, doch Indien kontert mit Einkaufslisten: Für September sind zusätzliche 150.000 bis 300.000 Barrel pro Tag russisches Rohöl vorgesehen. Offiziell setzt Neu-Delhi auf Gespräche mit Washington – praktisch sichern sich die Raffinerien billige Fässer.
Indiens Rolle: Ohne Delhi gerät Moskaus Kasse ins Wanken
Indien ist inzwischen der größte Abnehmer von russischem Rohöl, das per Schiff geliefert wird – das entspricht rund eineinhalb Prozent des weltweiten Angebots und deckt etwa vierzig Prozent von Indiens Bedarf. Ohne diesen Absatzkanal würden Russlands Ölexporteinnahmen – und damit der Kriegshaushalt – spürbar schrumpfen.
Mehr Exportöl aus Russland – weil Raffinerien ausfallen
Russland kann im September mehr Rohöl ausführen, weil ein Teil der Inlandsverarbeitung wegbricht: Geplante Wartungen, Pannen und ukrainische Angriffe legten zuletzt bis zu 17 Prozent der russischen Raffineriekapazität lahm. Was nicht zu Diesel oder Benzin verarbeitet wird, bleibt als Rohöl übrig – und wandert auf Tanker Richtung Ausland.
Indien setzt auf Putins Öl dank russischem Rabatt
„Urals“ ist die Standardsorte für russisches Rohöl. Sie wird meist mit Rabatt zum Weltmaßstab Brent verkauft. Händler nennen den Preisabstand „Spread“. Für September-Ladungen liegt der Rabatt bei 2 bis 3 US-Dollar pro Barrel (August: 1,50 US-Dollar). Solange Russland mit Rabatt liefert und Delhi keinen Kurswechsel vorgibt, bleibt russisches Öl Kern im indischen Mix, sagen Analysten.
Markt-Risiko: Wenn Angebot wegfällt, steigt der Preis
Ein abruptes Ende der indischen Käufe gilt als unwahrscheinlich. Sollte es dennoch passieren, rechnet die Brokerfirma CLSA mit bis zu einer Million Barrel pro Tag weniger im globalen Angebot. Bei Rohöl wirken schon kleine Angebotslücken stark auf den Preis – ein kurzfristiger Sprung in Richtung 100 US-Dollar wäre möglich.
EU schärft die Schrauben: Preisdeckel fällt auf 47,60 Dollar
Ab 2. September zieht die EU die Öl-Preisobergrenze auf 47,60 Dollar pro Barrel (15 Prozent unter dem Markt). Fässer oberhalb der Kappung verlieren Zugang zu westlichen Dienstleistungen – der Handel wird komplizierter.
Warum die Folgen erst im Oktober sichtbar werden
Zölle, Preisobergrenzen und Sanktionsregeln greifen nicht am Tag der Ankündigung. Rohöl wird Wochen im Voraus gekauft, versichert und verschifft. Die Ladungen, die jetzt gehandelt werden, kommen im Oktober an – erst dann zeigt sich, wie stark US-Zölle und der EU-Preisdeckel den Indien-Handel tatsächlich bremsen.
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