Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2022 scheint die Rüstungsindustrie nun wieder den langjährigen Aufwärtstrend aufzunehmen. Lorenzo Scarazzato, Experte bei SIPRI, erklärt: „Die aktuellen Umsätze spiegeln die tatsächliche Nachfrage noch nicht vollständig wider. Viele Unternehmen bauen Personal auf.

Knapp drei Viertel der analysierten Unternehmen konnten ihre Rüstungserlöse steigern, wobei vor allem kleinere Konzerne Wachstum verzeichneten. Besonders auffällig sind die regionalen Unterschiede, die durch den Ukraine-Krieg und den Konflikt im Gazastreifen verstärkt wurden.

US-Giganten verlieren an Dynamik

Lockheed Martin und RTX, die beiden weltweit führenden Rüstungskonzerne aus den USA, mussten 2023 Umsatzrückgänge hinnehmen. Laut der jährlichen Analyse des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI sank der Umsatz von Lockheed Martin um 1,6 % auf 60,8 Milliarden Dollar, während RTX ein Minus von 1,3 % auf 40,6 Milliarden Dollar verbuchte. Die Rückgänge wurden unter anderem auf Lieferkettenprobleme zurückgeführt. Dennoch bleibt Lockheed Martin mit dem Bau des Kampfjets F-35 die unangefochtene Nummer eins der Branche.

Russische Konzerne mit Rekordwachstum

Der staatliche russische Rüstungskonzern Rostec-Holding legte 2023 ein beeindruckendes Umsatzplus von 49 % vor und erreichte 21,7 Milliarden Dollar. Damit kletterte Rostec vom neunten auf den siebten Platz der weltgrößten Waffenhersteller. Insgesamt stieg der Umsatz der beiden russischen Konzerne in den Top 100 um satte 40 %.

Uneinheitliche Entwicklung in Europa

Die europäischen Rüstungskonzerne erreichten 2023 einen Gesamtumsatz von 133 Milliarden Dollar, was einer Stagnation entspricht. Doch innerhalb Europas zeigen sich deutliche Unterschiede. Während britische Unternehmen durch Projekte wie die Entwicklung von Nuklearwaffen zulegen konnten, musste der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS leichte Rückgänge verzeichnen.

Deutsche Unternehmen im Aufwind

Vier deutsche Unternehmen sind in der Liste der größten Waffenlieferanten vertreten und erzielten 2023 gemeinsam einen Umsatz von 10,7 Milliarden Euro – ein Plus von 7,5 %. An der Spitze steht Rheinmetall, dessen Umsatz um 10 % auf 5,5 Milliarden Dollar stieg. Damit verbessert sich Rheinmetall auf Platz 26 (zuvor 29) der Top 100. Besonders bemerkenswert ist auch der Erfolg von Diehl, das mit einem Umsatzplus von 30 % auf Rang 83 kletterte (zuvor 98).

Perspektiven für die Zukunft

Die Rüstungsindustrie steht vor einem weiteren Wachstumsjahr. Der Trend zu steigenden Umsätzen dürfte sich laut SIPRI auch 2024 fortsetzen. Die Nachfrage, getrieben von geopolitischen Konflikten und internationalen Spannungen, bietet Rüstungsunternehmen zahlreiche Expansionsmöglichkeiten.

Die Entwicklung der Marktanteile in den kommenden Jahren bleibt ungewiss, ebenso wie der Einfluss politischer Entscheidungen auf diesen Prozess. Entscheidend ist jedoch trotz des florierenden Waffenmarktes, dass die Weltgemeinschaft auf Frieden und geopolitische Entspannung hinarbeitet.