„Wir brauchen eine Industriepolitik“, erklärte Thelen. „Normalerweise regelt der Markt, aber die Politik hat an anderer Stelle eingegriffen, zum Beispiel mit dem Atomausstieg. Heute sind die Energiepreise so hoch, dass wir in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können. Wir regulieren uns zu Tode.“ Er fordert eine effektive Zusammenarbeit innerhalb der Regierung: „Dann können wir auch wieder ein Industrieland sein.“

Thelen sieht die Vorstellung, dass die freie Marktwirtschaft ohne Eingriffe funktioniere, als gescheitert an: „Wir haben uns zu tief in die Sch… geritten.“ Laut ihm braucht es wettbewerbsfähige Energiepreise und eine Entbürokratisierung, um Deutschland international konkurrenzfähig zu machen.

Kritik an Deutschlands Klimakurs

Thelen äußerte sich auch skeptisch über den deutschen Klimakurs. „Was wir jetzt gemacht haben, ist nicht im Sinne des Klimaschutzes. Wir verbrennen wieder mehr Kohle und setzen auf ineffiziente LNG-Terminals“, kritisierte er. Auch die Wärmepumpen-Strategie von Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht er kritisch: „Ich bin ein Befürworter von Wärmepumpen, aber so, wie es umgesetzt wird, bringt es einfach nichts.“

Ein persönliches Anliegen war Thelen die politische Entscheidung, keine Bürgschaft für den Flugzeughersteller Lilium zu gewähren. „Lilium zahlt alleine 50 Millionen Euro an Steuern jährlich. Es gibt Vorbestellungen im Wert von sechs Milliarden US-Dollar. Die 50 Millionen Bürgschaft wären ein sehr attraktives Chance-Risiko-Verhältnis gewesen.“ Für Thelen eine verpasste Chance, um eine nachhaltige Industrie und die Dekarbonisierung des Flugverkehrs zu fördern.

Bleibt Thelen in Deutschland?

Auf die Frage, ob er Deutschland verlassen würde, antwortete Thelen offen: „Ich liebe Deutschland, aber irgendwann reicht es mir.“ Er kritisiert die fehlende Begeisterung für Innovation und Pioniergeist sowie die dysfunktionalen Kapitalmärkte. Hoffnung sieht er in Friedrich Merz: „Wenn er unser nächster Bundeskanzler wird und eine funktionierende Regierung aufstellt, bleibe ich gerne hier.“ Sollte sich jedoch nichts ändern, zieht Thelen klare Konsequenzen: „Dann gehe ich in ein Land, wo investiert wird und wo sich Leistung lohnt.“