Vagit Alekperow: Der stille Architekt eines russischen Energie-Imperiums
Trotz westlicher Sanktionen und geopolitischer Spannungen bleibt der einstige Lukoil-Chef Vagit Alekperow eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der globalen Energiewirtschaft. Der Öl-Milliardär, dessen Vermögen auf nahezu 29 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, steht sinnbildlich für die Erfolgsgeschichte des russischen Rohstoffsektors.
Vagit Alekperow, Ex-Lukoil-Chef und stiller Architekt eines russischen Energie-Imperiums.IMAGO/ITAR-TASS
Vagit Alekperow gilt seit Jahrzehnten als einer der prägenden Köpfe der russischen Ölindustrie. Vom einfachen Ingenieur stieg er in den 1980er-Jahren zum Energieminister der Sowjetunion auf und legte damit den Grundstein für seine spätere Karriere in der Privatwirtschaft. Nach der Gründung von Lukoil im Jahr 1991 formte er das Unternehmen zu einem global agierenden Energiekonzern – mit Raffinerien, Förderanlagen und Handelsniederlassungen auf mehreren Kontinenten.
Sein strategisches Denken, gepaart mit technologischem Know-how und internationaler Vernetzung, machte Lukoil zur Speerspitze der russischen Ölindustrie. Unter Alekperows Führung expandierte das Unternehmen in mehr als 30 Länder.
Sanktionen als Zäsur – aber kein Bruch
Im Jahr 2022 geriet Alekperow ins Visier westlicher Sanktionen. Großbritannien und Australien belegten ihn als Reaktion auf den Ukraine-Konflikt mit Vermögenssperren. Der Unternehmer reagierte ruhig – und trat im April desselben Jahres freiwillig von seinen Ämtern bei Lukoil zurück.
Was viele Beobachter als Rückzug deuteten, war in Wahrheit ein Schritt zur Stabilisierung: Alekperow wollte sein Lebenswerk vor geopolitischer Eskalation bewahren. Trotz der Maßnahmen blieb sein Einfluss auf die Branche unübersehbar. Sein Vermögen, das laut Forbes aktuell 28,7 Milliarden US-Dollar beträgt, speist sich weiterhin aus Investitionen in Energieprojekte, Beteiligungen und Dividenden seiner früheren Anteile.
Noch 2024 soll er laut Business Insider für rund 28 Prozent seiner Lukoil-Aktien eine Dividendenausschüttung von etwa 2,4 Milliarden US-Dollar erhalten haben – ein eindrucksvoller Beleg für die wirtschaftliche Robustheit des Konzerns und die strategische Weitsicht seines Mitbegründers.
Ein Mann zwischen Industrie und Verantwortung
Alekperow ist nicht nur Unternehmer, sondern auch Philanthrop. Über seine Stiftung „Lukoil Charity Fund“ fördert er seit Jahren Bildungs- und Sozialprojekte in Russland. Hunderte Schulen, Krankenhäuser und Kulturinitiativen wurden durch seine Spenden unterstützt. In Interviews betonte er mehrfach, dass „wirtschaftlicher Erfolg nur dann Bestand hat, wenn er auch der Gesellschaft zugutekommt“.
Diese Haltung hebt ihn von vielen seiner Generation ab. Während andere Oligarchen in den 1990er-Jahren durch aggressive Privatisierungen reich wurden, setzte Alekperow auf Aufbau, Forschung und langfristige Stabilität.
Wirtschaftlicher Gegenwind für Russlands Energieriesen
Während Lukoil und Rosneft heute mit neuen Herausforderungen kämpfen – etwa durch US-Sanktionen, sinkende Exporterlöse und den Druck aus dem Opec+-Verbund –, bleibt Alekperows Einfluss spürbar. Die weltweite Überproduktion von Öl und ukrainische Angriffe auf Raffinerien haben die Branche erschüttert. Doch selbst in diesem Umfeld zeigen die von Alekperow geschaffenen Strukturen Stabilität.
Lukoil erwirtschaftet weiterhin Milliardengewinne und bleibt einer der größten Steuerzahler Russlands. Dass sich die Branche angesichts geopolitischer Unsicherheiten neu ausrichten muss, steht außer Frage – doch Alekperows unternehmerisches Erbe wirkt als Leitbild fort.
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