Verbraucherschützer warnen: Vorsicht vor Keimen im Geflügel
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat die Qualität von in Österreich kaufbaren Hühnerprodukten untersucht. In ihrem Bericht dokumentieren sie, dass die Mehrzahl der Fleischproben mit Keimen kontaminiert waren.
Fleischliebhaber verteidigen den Genuss von Schnitzel, Schweinsbraten und Hühnerkeulen vehement. Sie berufen sich auf Tradition, die Natur des Menschen als Omnivoren oder auf dessen lebensnotwendige Nährstoffe, wie Eisen, Zink, Selen und B-Vitaminen. Parallel dazu besteht ein Wandel im Bewusstsein des Menschen hinsichtlich ethischen und umweltfeindlichen Aspekten von Massenproduktionen. Die Positionen wirken sich folgenderweise auf das Konsumverhalten aus: die Nachfrage nach vegetarischen Lebensmitteln steigt, der Bedarf an Schweine-, Rind- und Kalbfleisch ist in den vergangenen 25 Jahren gesunken und Geflügel erfreut sich sehr hoher Beliebtheit.
Geflügel-Boom veranlasst eine genauere Untersuchung
2019 zählt die Statistik Austria steigende Werte von 12,4 Kg Geflügelfleisch pro Kopf – 9,4 Prozent Hühnerfleisch. Rund 28 Prozent des Bedarfs werden aus dem Ausland importiert.
Der VKI hat die Geflügelprodukte genauer unter die Lupe genommen und kommt zu einem ekelerregenden Ergebnis: 10 von 13 Proben waren von Keimen befallen – zwei von Salmonellen (Frederike Hendl Flügel von Penny sowie Wiesentaler Hendl Unterkeilen von Lidl) und vier von antibiotikaresistenten Keimen, wie ESBL-Keime (Fair Hof, Federike, Ich bin Österreich, Pöttelsdorfer Geflügel).
Gefährliche Krankheitserreger
„ESBL-Keime produzieren ein Enzym, das viele wichtige Antibiotika unwirksam macht. Insbesondere bei Menschen mit schwachem Immunsystem wie Älteren, Kranken, Kleinkindern oder Schwangeren kann eine Infektion lebensgefährlich sein“, warnt VKI-Projektleiterin Nina Siegenthaler.
Zudem enthielten neun Proben Bakterien der Gattung Campylobacter, die ernsthafte Darmerkrankungen auslöst. Das Hühnerfleisch von Frederike sticht am meisten durch dessen Mangel an Qualität hervor. Es bewirbt sein Geflügel mit einem Preis von 4,99 Euro pro Kilo, ist das günstigste Produkt und gehört eindeutig zu den Testverlierern.
Achtsamkeit bei der Zubereitung
„Unser Test beleuchtet ein Grundproblem der Geflügelzucht“, so Nina Siegenthaler. „Zu viele Produkte enthalten krankheitserregende Keime. Auch wenn die getesteten Produkte in den meisten Fällen noch als genussfähig bewertet wurden: Zum Problem für die Gesundheit können sie dennoch werden – vor allem dann, wenn bei der Zubereitung in der Küche Fehler passieren.“ Siegenthaler rät, bei der Verarbeitung von Fleisch und Gemüse stets separate Küchenutensilien zu verwenden und auf ausreichende Hygiene zu achten. „Das kann sogenannte Kreuzkontaminationen verhindern, bei denen Krankheitserreger vom Fleisch etwa in den Salat geraten“, so die Ernährungswissenschafterin. „Zudem sollte Hühnerfleisch immer vollständig durchgegart und im Vorfeld möglichst nicht gewaschen werden. Denn durch abtropfendes Wasser können Keime leicht verbreitet werden.“