Von einem argentinischen Wirtschaftswunder liest man hierzulande wenig – zu unbequem für die eigene Politik. Franz Schellhorn, Direktor der Wiener Denkfabrik Agenda Austria, hat das Zahlenwerk aufgeschlüsselt und die Lehren für Österreich benannt. In der Presse zeigt er , wie groß die Kluft zwischen Wien und Buenos Aires geworden ist – und warum Österreich genau jetzt hinschauen sollte.

Schocktherapie, die wirkt – sofort

Milei liefert, was in Europa kaum jemand für möglich hielt: Inflation von 26 Prozent auf 1,6 Prozent pro Monat, Budgetdefizit (5,4 Prozent BIP) zu Überschuss, dazu laut Prognosen kräftiges Wachstum. Trotz harter Einschnitte liegt die Arbeitslosigkeit bei rund 7,9 Prozent, die Armutsquote wurde von 53 Prozent auf 34 Prozent gedrückt.

Die Staatsausgaben sinken auf etwa 31,4 Prozent des BIP, die Schuldenquote soll bis Jahresende Richtung 73 Prozent fallen. Damit steht das jahrzehntelang krisengebeutelte Argentinien heute besser da als Österreich. Wer hätte das vor eineinhalb Jahren bei Mileis Amtsantritt noch für möglich gehalten?

Inmitten von Krisen und Kriegen gibt es noch Erfolgsmeldungen, doch sie werden ignoriert, kritisiert Franz Schellhorn (Bild).GrECo/Ingo Folie

40.000 Beamte weniger – Österreich stellt weiter ein

Der Schlüssel: knallharte Einsparungen. 40.000 Staatsbedienstete mussten gehen, die Hälfte der Ministerien wurde geschlossen. Österreich? Mehr Posten, mehr Apparate, mehr Defizit. Schellhorn kommentiert: „Womit das 46 Millionen Einwohner zählende Argentinien von neun Ministerien verwaltet wird, das fünfmal kleinere Österreich braucht 14 und sieben Staatssekretäre.“

Während Buenos Aires Kosten senkt, diskutiert Wien über neue Steuern und weitere Eingriffe – und liebäugelt sogar mit Verstaatlichungen.

Mietendeckel weg, Angebot rauf – Lektion für Wien

Mietendeckel abgeschafft, Mieterschutzbestimmungen gelockert: In Buenos Aires stieg das Wohnungsangebot schlagartig, inflationsbereinigt sanken die Mieten. Wien hingegen debattiert noch mehr Regulierung, obwohl rund 80.000 Wohnungen leer stehen – Ergebnis: knapper Markt, höhere Preise.

Privatisieren statt verteilen: 59 Firmen, 90 Prozent weniger Steuern

Argentinien bereitet Privatisierungen von 59 Unternehmen vor, plant die Streichung von 90 Prozent der Steuern und öffnet geschützte Sektoren. Österreich hält am Gießkannenstaat fest und wundert sich über maues Wachstum. Wettbewerb schlägt Preisdiktat – auch das ist eine Botschaft aus Buenos Aires.

Medien schweigen, Zahlen schreien

Warum liest man so wenig darüber? Laut Schellhorn dominiert selektive Berichterstattung: Venezuelas sozialistisches Fiasko wird wegerklärt, Milei als „libertärer Spinner“ abgetan. Doch die Zahlen sind die Story – und sie stellen Österreichs Status quo bloß.

Drei To-dos für Stocker, Babler & Meinl-Reisinger

Konsequente Reformen wirken schnell, wenn man sie beherzt umsetzt. Österreich hat die Wahl: Reformieren – oder weiter abgehängt werden. Schellhorn sieht viele Anregungen für Wien, etwa:

Staatsapparat verschlanken: Aufgaben streichen, Doppelgleisigkeiten beenden, weniger Ministerien, weniger Stellenaufbau.

Regulierung abbauen & Wettbewerb zulassen: Preisdeckel vermeiden, Markteintritt erleichtern, Genehmigungsverfahren radikal beschleunigen.

Privatisieren & entlasten: Staatsbeteiligungen prüfen, Steuer- und Abgabenquote runter, Investitionen anreizen.