Die goldbraun gebratene Martinigans gilt als Inbegriff österreichischer Tradition. Ob im Wirtshaus oder beim Familienessen. „Gansl“ gehört im November einfach dazu. Doch wer glaubt, dass dieses Stück Kultur auch von heimischen Bauern stammt, irrt. Eine aktuelle Erhebung des Vereins Landschaft Leben deckt auf: Nur etwa jede vierte Gans, stammt tatsächlich aus Österreich.

Im vergangenen Jahr wurden österreichweit rund 930 Tonnen Gänsefleisch konsumiert – das entspricht in etwa einem Gericht pro Einwohner. Doch 70 bis 80 Prozent der Gänse werden importiert, vor allem aus Osteuropa und Asien. In vielen dieser Länder gelten deutlich niedrigere Tierschutzstandards als in Österreich.

„Gerade in der Gastronomie wissen viele Gäste gar nicht, dass ihre Gans nicht aus heimischer Produktion stammt“, warnt Hannes Royer, Gründer des Vereins Landschaft Leben. Sein Appell ist deutlich: Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung müsse endlich kommen, damit Konsumenten wissen, was wirklich auf ihren Tellern liegt.

Haltungsbedingungen, die in Österreich verboten sind

Besonders problematisch: Viele der importierten Tiere stammen aus Betrieben, deren Haltungsformen in Österreich gesetzlich untersagt wären. Während hierzulande klare Regeln für Tierwohl gelten, werden im Ausland oft Massenhaltungen betrieben – ohne Freilauf, mit hohen Besatzdichten und häufigem Einsatz von Antibiotika – was übrigens auch für Konsumenten zur ungesunden Überraschung wird.

Die österreichische Tierhaltungsverordnung schreibt dagegen strenge Standards vor: Jede Gans muss Zugang ins Freie haben, und im Stall sind – je nach Gewicht – nur vier bis fünf Tiere pro Quadratmeter erlaubt. Zudem wird der Medikamenteneinsatz streng kontrolliert.

Tierwohl hat seinen Preis – und den zahlen nur wenige

Die artgerechte Haltung spiegelt sich jedoch aber auch deutlich im Preis wider. Eine heimische Biogans kostet laut Landschaft Leben zwischen 17 und 25 Euro pro Kilo, konventionelle Gänse aus Österreich liegen bei rund 14 Euro. Dagegen sind Importgänse aus Massentierhaltung schon ab 8 bis 10 Euro pro Kilo erhältlich.

Die niedrigen Preise bleiben für viele Gastronomen verlockend. Angesichts steigender Betriebskosten greifen viele Wirte zu günstigeren Importen – nicht selten in der Annahme, dass ihre Gäste den Unterschied ohnehin nicht erkennen.