Porsche-Mitarbeiter stellen sich gegen den geplanten Einstieg des Unternehmens in die Rüstungsproduktion. Der Konzernbetriebsrat lehnt eine Diversifizierung in den militärischen Bereich entschieden ab – und das nicht nur aus ethischen Gründen. Abseits der dunklen Geschichte der Firma spielen auch das Vertrauen in die Unternehmensführung und die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle.

Betriebsrat reagiert auf Pläne empört

Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch sowie Vorstandschef Hans Dieter Pötsch haben den Plan gefasst, das Portfolio von Porsche zu diversifizieren und in die Rüstungsproduktion einzutreten, wie mehrere Medien berichteten. Ein Schritt, der in der Belegschaft auf breite Ablehnung stößt. „Die Belegschaft sieht das nicht nur als unternehmensstrategisch problematisch, sondern lehnt es auch ethisch ab“, erklärte ein Sprecher des Betriebsrates gegenüber der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung.

Die Mitarbeiter wollen bei der Autoproduktion bleiben.APA/AFP/SILAS STEIN

Große Unsicherheit

Das Unternehmen ist heute vor allem für die Herstellung von Autos bekannt. Die Waffenproduktion ist ein anderes Feld. In einer Industrie, die vom Auf und Ab politischer Entscheidungen abhängt, ist eine unsichere Zukunft vorprogrammiert. „Die Rüstungsproduktion ist mit Kriegen verbunden, und eine Entspannung der internationalen Beziehungen könnte zu einem Rückgang der Nachfrage und damit zu Arbeitsplatzverlusten führen“, erläutert der Betriebsrat weiter.

Porsche und die dunkle Vergangenheit

Die Ablehnung des Betriebsrates ist jedoch nicht nur eine Reaktion auf die Gegenwart, sondern auch auf die Geschichte des Unternehmens. Porsche, das im Zweiten Weltkrieg für die Wehrmacht produzierte, trägt eine schwere Last aus der Vergangenheit. Ferdinand Porsche war Mitglied der NSDAP und hatte direkten Kontakt zu den Verantwortlichen der nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie. Historiker wie Wolfram Pyta und Manfred Grieger unterstrichen mehrmals, dass Porsche von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen profitierte – ein Aspekt, der die Belegschaft zusätzlich zur Zurückhaltung gegenüber Rüstungsplänen motiviert.

Wachsender Widerstand in der Industrie

Der Widerstand gegen die zunehmende Militarisierung der deutschen Industrie ist nicht auf Porsche beschränkt. Immer mehr Unternehmen, darunter auch Automobilzulieferer wie Continental, verlagern Produktionskapazitäten in die Rüstungsbranche. Doch viele Beschäftigte in der Industrie sind überzeugt, dass Rüstungsproduktion kein Weg zum Frieden ist. „Jeder Euro, der in Rüstungshaushalte fließt, fehlt in Bereichen wie Bildung, Renten und öffentlicher Infrastruktur“, erklärt Gewerkschafterin Derya Rust. Dieser Widerstand wird zunehmend auch von der IG Metall unterstützt, die einen stärkeren Fokus auf eine friedensfördernde Außenpolitik fordert.