Weniger Inhalt, gleicher Preis – jetzt griff das Gericht durch.APA/HANS KLAUS TECHT

Im Auftrag des Sozialministeriums klagte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) gegen Iglo. Der Grund: Die Packung „Atlantik Lachs“ enthielt plötzlich 30 Gramm weniger – Preis und Verpackung blieben gleich. Nun urteilte das OLG Wien: Das Vorgehen verstößt gegen das Wettbewerbsrecht und ist irreführend.

Shrinkflation am Prüfstand

„Shrinkflation“ – so nennt man es, wenn Unternehmen die Füllmenge eines Produkts reduzieren, ohne den Preis anzupassen. Genau das tat Iglo im Februar 2023: Der „Atlantik Lachs“ wurde von 250 auf 220 Gramm verkleinert, für Kunden war die Änderung kaum erkennbar. Preis und Verpackung blieben gleich, nur die Füllmengenangabe verriet den Unterschied.

Gericht spricht von Täuschung

Das OLG Wien stellte klar: Verbraucher erwarten für denselben Preis auch die gewohnte Menge. Wird die Füllmenge reduziert, ohne auffälligen Hinweis, liegt eine Irreführung vor. Auch ein korrekt angegebener Grundpreis könne daran nichts ändern. Denn dieser ermögliche nur den Vergleich zwischen verschiedenen Produkten – nicht aber mit dem früheren Preis desselben Produkts.

Starkes Signal gegen Tricksereien

„Das Urteil ist ein starkes Zeichen gegen wettbewerbswidrige Praktiken, bei denen Preiserhöhungen versteckt und Verbraucher systematisch in die Irre geführt werden. Zugleich liegt damit erstmals ein Urteil zur wettbewerbsrechtlichen Zulässigkeit von Shrinkflation-Praktiken vor. Das hat Signalwirkung für den gesamten Markt“, kommentiert VKI-Chefjuristin Petra Leupold. Sie betont zudem: „Besonders erfreulich: Iglo hat in Reaktion auf das Urteil die Füllmenge des betroffenen Produkts wieder auf 250 Gramm angehoben.“

Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig erklärte, das Urteil zeige klar, dass Shrinkflation eine Täuschung sei und rechtliche Konsequenzen habe. Für Konsumenten sei dies ein wichtiges Signal, da Preis und Inhalt transparent und nachvollziehbar sein müssten. Sie kündigte an, dass die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf für eine Kennzeichnungspflicht ausarbeiten werde, damit Käufer im Supermarkt sofort erkennen könnten, was sie für ihr Geld bekommen.