Die Zulieferer kündigen seit mehreren Quartalen regelmäßig einen großen Stellenabbau an. Erst am vergangenen Freitag hatte der Branchenriese ZF Friedrichshafen bekannt gegeben, dass bis 2028 14.000 der 54.000 Stellen in Deutschland gestrichen werden sollen.

Bosch ist gemessen am Umsatz der größte deutsche Autozulieferer, dann folgen etwa gleichauf ZF Friedrichshafen und Continental. Mit großem Abstand kommen danach Mahle, Schaeffler, Vitesco Technologies sowie kleinere Anbieter (Brose, Eberspächer). Sie alle kämpfen mit der Transformation der Automobilindustrie vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb, viele bauen in diesem Prozess Arbeitsplätze in Deutschland ab.

Laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Horváth unter Führungskräften der Branche rechnen 59 Prozent der Befragten in den kommenden fünf Jahren mit einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl in Deutschland, davon 14 Prozent sogar mit einer starken Reduzierung. Während es im Jahr 2018 in der deutschen Autozulieferer-Industrie noch 311.000 Beschäftigte gab, sind es in diesem Jahr nur noch rund 270.000. Beobachter erwarten, dass die Zahl bis zum Ende des Jahrzehnts auf rund 200.000 zurückgehen wird. Bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb gehören der Motor, das Getriebe und die Abgasanlage inklusive der Abgasreinigung zu den Kernbauteilen. Diese fallen bei einem Elektrofahrzeug weg. Das ist der Grund, dass die Herstellung von E-Autos deutlich weniger Personal benötigt.

Enorme Investitionen in die E-Mobilität zahlen sich bisher nicht aus

Zulieferer wie Bosch, ZF und Continental haben enorm in die Transformation zur Elektromobilität investiert. Das zahlt sich noch nicht wie erhofft aus. In der Krise stecken vor allem die Abteilungen für Antriebstechnologien. Bei ZF kommen milliardenschwere Übernahmen hinzu. “Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Standort zur Herstellung von E-Fahrzeugen”, sagte eine Sprecherin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). “Gleichzeitig sehen wir besonders in der Zulieferindustrie, dass durch die Transformation zur Klimaneutralität und die Digitalisierung weniger Beschäftigung benötigt und nicht automatisch woanders aufgebaut wird”. Derzeit wirke sich der schwache Marktausblick für E-Autos und Fahrzeuge mit Hybridantrieb negativ auf die Lage der Zulieferer aus. Die Entwicklung betreffe besonders jene Zulieferer stark, die ihr Geschäftsmodell auf die E-Mobilität ausgerichtet hätten.

BMW-Chef Oliver ZipseGETTYIMAGES/Maja Hitij / Staff

Gleichzeitig droht Verbrenner-Motoren das endgültige Aus

Wie geht es für unsere Industrie weiter, wenn der Verbrenner-Motor verboten wird? Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen zugelassen werden dürfen, die kein CO2 ausstoßen. Verbrenner-Motoren (Ausnahme für E-Fuels) droht das endgültige Aus.

BMW-Chef Oliver Zipse hat seine eigene Meinung dazu. Er sagte in der “Bild”: “Sie fragen: Warum verbietet die EU eine Technologie, bei der Europa den größten Wettbewerbsvorteil hat und die durch CO2-arme Kraftstoffe noch so viel Potenzial bietet? Und gleichzeitig soll alles auf die Technologie gesetzt werden, die Europa in eine gewaltige Rohstoff-Abhängigkeit führt?”. Manchmal ist die Wiederholung einer Frage schon die Antwort.