Wien und Niederösterreich: Hohe Umsätze in den Einkaufsstraßen nach dem Lockdown-Ende
Nach der langen Osterruhe haben seit Montag Handel und “körpernahe Dienstleister” in Wien und Niederösterreich wieder geöffnet. Sämtliche Branchen meldeten überdurchschnittlich hohen Umsatz, abseits der großen Einkaufsstraßen verhielt sich die Kundschaft aber noch zurückhaltend.
Nach mehr als einem Monat hartem Lockdown kehrte in Wien und Niederösterreich etwas Normalität eingekehrt. Neben dem Handel haben am Montag Friseure, Kosmetiker, Fußpfleger und andere “körpernahe Dienstleister” geöffnet. Sämtliche Branchen meldeten überdurchschnittlich hohen Umsatz, allerdings verhielten sich die Kunden abseits der großen Einkaufsstraßen noch zurückhaltend.
Hohe Umsätze bei Shopping-, Bau- und Gartencentern
Über hohe Nachfrage freuten sich die Dienstleister, sie meldeten “volle Terminkalender”. Auch die Shoppingcenter-Betreiber berichteten dem Handelsverband zufolge von überdurchschnittlichen Umsatzzahlen und zahlreichen Schnäppchenjägern. Stark war die Kundennachfrage auch in Bau- und Gartencentern, sowie zahlreichen Bekleidungsgeschäften.
Vielerorts sei der Umsatz deutlich höher ausgefallen als an einem “normalen” Einkaufsmontag, berichtete Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will Bilanz. Zahlreiche Händler lockten zudem mit Angeboten, um nach dem vierten Lockdown ihre Frühlingswaren zu verkaufen. “Bald stehen die Urlaubsgelder an, daher zählt jetzt besonders im Lockdown-gebeutelten Osten jeder Tag”, unterstreicht Will.
Umsatzeinbußen lassen sich nicht mehr einholen
In Summe sei die Frequenz im Handel ganz gut, die Kundschaft allerdings noch zaghaft, räumte Margarete Gumprecht, Handelsobfrau der Wirtschaftskammer Wien, ein. Geschäfte abseits der großen Einkaufsstraßen verzeichneten etwa weniger Andrang. “Bei den Umsätzen sehen die meisten noch viel Luft nach oben. In Einkaufszentren und Einkaufsstraßen kam es immer wieder zu größeren Schlangenbildungen, ein großer Ansturm wie nach dem ersten Lockdown blieb aber aus”, zog Rainer Will Bilanz.
Die staatlich verordneten Schließungen aufgrund der Coronapandemie sorgten bisher für große Umsatzverluste. Gumprecht schätzt die Umsatzeinbußen im Wiener Non-Food-Handel auf 15 bis 20 Prozent. Einholen ließe sich das nicht mehr, sagte die Branchensprecherin. Sobald staatliche Hilfen nachließen beziehungsweise Rückzahlungen fällig seien, könnte im Handel eine Pleitewelle anrollen. “Nach einem Jahr Pandemie und 116 Schließtagen sind die Reserven aufgebraucht. Diese Keule wird kommen”, erwartet Gumprecht.
Konsumgewohnten haben sich im Lockdown dauerhaft geändert
Der lange Verzicht verändere Konsumgewohnheiten. “Die Illusion, dass alles wird wie zuvor, soll man sich abschminken. Der Mensch gewöhnt sich an Verhalten, das ihm während der Lockdowns auferzwungen wurden”, sagte Handelsverbandspräsident Stephan Mayer-Heinisch im “Standard”. “Ein Teil der Kunden des Onlinehandels wurde zu Stammkunden. Und vielen wurde bewusst, dass sie nicht für alles und jedes neue Schuhe brauchen”.
Alle bisherigen Lockdowns zusammen führten im Wiener und im niederösterreichischen Handel zu in Summe 116 Schließtagen. Das Burgenland kommt auf 104 Tage, die restlichen Bundesländer auf 90. Der Handelsverband schätzt die Umsatzverluste der betroffenen Händler im Osten auf 1,95 Milliarden Euro, davon entfällt rund 1 Milliarden Euro allein auf den Wiener Handel.
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