WIFO zerlegt Regierungsziel: Zwei Prozent Inflation 2026 „nicht erreichbar“
Die Bundesregierung will die Inflation bis 2026 auf zwei Prozent senken. Doch laut WIFO ist dieses Ziel kaum erreichbar. WIFO-Experte Josef Baumgartner rechnet mit deutlich höheren Teuerungsraten.
Trotz Regierungsziel bleibt die Teuerung hoch: Das WIFO erwartet auch 2026 eine Inflation deutlich über zwei Prozent.Getty Images/APA/alexsl/JAKOB LANGWIESER
Österreich kämpft weiter mit einer der höchsten Inflationsraten in der EU – und die Aussichten bleiben trüb. Während Türkis-Rot-Pink politisch das Zwei-Prozent-Ziel ausruft, zeichnen Wirtschaftsforscher ein deutlich ernüchternderes Bild. Wie der Kurier berichtet, stellt das WIFO der Regierung ein schlechtes Zeugnis aus: Die Preissteigerungen dürften auch 2026 klar über dem angestrebten Wert liegen.
WIFO: Zwei Prozent „nicht erreichbar“
Mit 4,1 Prozent Inflation im November liegt Österreich fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Eurozone. Trotzdem kündigte die Bundesregierung an, die Teuerung bis 2026 auf zwei Prozent drücken zu wollen. Realistisch ist das aus Sicht des WIFO allerdings nicht.
Bereits in der Oktober-Prognose ging das Institut von 2,4 Prozent Inflation für 2026 aus – und die aktuelle Einschätzung fällt noch pessimistischer aus. WIFO-Ökonom Josef Baumgartner sagt klar: „Das Zwei-Prozent-Ziel der Bundesregierung ist auf Basis dessen, was jetzt bekannt ist, aus unserer Sicht nicht erreichbar.“ Seiner Einschätzung nach werde die Inflationsrate 2026 bei 2,6 bis 2,7 Prozent liegen.
Als Hauptgründe nennt Baumgartner zwei Effekte. Zum einen seien die Inflationsraten im Oktober, November und Dezember 2025 höher ausgefallen als ursprünglich angenommen. Zum anderen wirkten diese Werte direkt in die Jahresinflation 2026 hinein.
Warum die Teuerung 2026 trotzdem sinkt
In diesem Jahr liegt die Inflation im Schnitt bei 3,5 Prozent. Mit Jänner 2026 dürfte sie laut WIFO auf 3 bis 3,25 Prozent zurückgehen. Der Rückgang hat jedoch weniger mit neuen Maßnahmen zu tun als mit statistischen Effekten.
Baumgartner verweist auf sogenannte Basiseffekte: Maßnahmen wie der Wegfall der Strompreisbremse, höhere Netzentgelte, die Wiedereinhebung der Ökostromförderung sowie höhere Energieabgaben auf Strom und Erdgastraten im Jänner 2025 in Kraft und trieben die Inflation über das gesamte Jahr. Ab Jänner 2026 fallen diese Effekte weg – das drückt die Inflationsrate um bis zu einem Prozentpunkt.
Regierung greift ein – Kommunen treiben Preise
Die Bundesregierung sucht dennoch nach Möglichkeiten, gegenzusteuern. Kanzler Christian Stocker (ÖVP) kündigte an, 500 Millionen Euro, etwa aus Bundesbeteiligungen, zur Senkung der Energiekosten einsetzen zu wollen. Laut Baumgartner könnte das die Inflation um ein bis zwei Zehntelpunkte senken. Eine dafür nötige Sondersitzung findet diese Woche im Parlament statt.
Bereits beschlossen wurde mit Stimmen der Grünen das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), auch bekannt als „Günstiger Stromgesetz“. Dessen Wirkung auf die Gesamtinflation bleibt jedoch begrenzt. Baumgartner erklärt: „Das wird die Gesamtinflation zwar nur wenig drücken, hilft aber den Haushalten mit den geringsten Einkommen, die es am dringendsten brauchen und wirkt sehr zielgerichtet.“ Betroffen seien rund 250.000 Haushalte, also etwa sechs Prozent aller privaten Haushalte.
Deutlich stärker wirken laut WIFO hingegen kommunale Maßnahmen. Baumgartner rechnet damit, dass Tarif- und Gebührenerhöhungen der Gemeinden 2026 stärker zur Inflation beitragen als heuer. Besonders Wien erhöht mit Jahresbeginn unter anderem Öffi-Tarife und Parkgebühren.
Auch andere Gemeinden dürften folgen – etwa mit höheren Wasser-, Müll- oder Abwassergebühren. Der Grund sei simpel: „Weil alle Gemeinden ihre Haushalte konsolidieren müssen und sie ob ihrer Aufgaben nur wenig Spielraum haben.“ Gebühren und Tarife könnten damit 0,5 bis 0,75 Prozentpunkte zur Inflation beitragen.
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