Wirtschafts-Experte: Grüne Energiewende ist schuld an der Gaskrise
Grünen-Politiker behaupten gerne, die jetzige Gas-Krise zeige, wie wichtig der schnelle Wechsel zu alternativen Energien sein. Top-Ökonom Hans-Werner Sinn widerspricht. Das Gegenteil sei der Fall: Gerade durch die grüne Energiepolitik ist die hohe Gas-Abhängigkeit entstanden.
Das Gas aus Russland war in den vergangenen Jahren besonders billig. Manche geben dem liberalen Wirtschaftsansatz die schuld, der sich immer für das billigste Produkt entscheidet und so die Abhängigkeit von russischem Gas ausgelöst habe. Top-Ökonom Hans-Werner Sinn widerspricht. Schuld an der großen Abhängigkeit von russischem Gas ist gerade die grüne Energiepolitik, die Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeleitet hat.
"Die Abhängigkeit vom Russengas ist der Kollateralschaden einer unbedachten Energiewende"
“Das Russengas gewann seine dominante Stellung wegen der grünen Energiewende, also aus politischen Gründen”, unterstreicht Sinn gegenüber der “Berliner Zeitung”. “Da Wind- und Solarenergie sehr flatterhaft sind, braucht man während der häufigen, langanhaltenden Dunkelflauten regelbare, konventionelle Kraftwerke als Lückenfüller, und zwar im vollen Umfang des deutschen Strombedarfs. Die Kohle- und Atomkraftwerke wollte die Politik ja abschalten, also blieb den Erzeugern nur das teure Gas. Die unheilvolle Abhängigkeit vom Russengas ist der Kollateralschaden einer unbedacht organisierten Energiewende.”
Die in Europa nicht genutzten Brennstoffe wurden woanders günstiger verwendet
Der Verzicht auf Kohle sei sinnvoll gewesen, denn Kohlenstoff bleibe ja “auf dem deutschen Territorium und geht nicht in die Luft”. Anders ist das etwa bei Erdöl, das im Gegensatz zur Braunkohle auf den Weltmärkten angeboten wird. “Wenn wir auf Erdöl verzichten, geben wir es für andere Länder frei, die es zu fallenden Preisen gerne kaufen und an unserer Stelle verbrennen, allen voran China.” So habe die deutsche Verzichtspolitik genau das Gegenteil bewirkt: Die in Europa nicht genutzten Brennstoffe wurden woanders umso mehr verwendet, und das zu günstigeren Preisen.
Energiewende schädigt das Herzstück der deutschen Industrie
Hans-Werner Sinn, der bis 2016 Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung war, unterstreicht: Deutschlands grüne Energiepolitik “schädigt das Herzstück der deutschen Industrie, nämlich die Automobilindustrie, stärkt unsere Konkurrenten und reduziert den Lebensstandard der europäischen Bevölkerung, ohne der Umwelt auch nur ein bisschen zu helfen. Die deutsche Industrieproduktion ist schon seit 2018 rückläufig, und zwar nicht erst seit der Corona-Pandemie. Das liegt an der Herzkrankheit, die seit 2018 durch die CO2-Verordnungen der EU für den Automobilsektor ausgelöst wurde.”
Deutschland wurde zum Geisterfahrer
Jetzt gibt es Hans-Werner Sinn zufolge nur mehr eine Lösung: “Wir müssen in die Atomkraft gehen. Der Ausstieg aus der Atomkraft war falsch, und jetzt ist Deutschland Geisterfahrer auf der Autobahn: das einzige Land auf der Erde, das noch aus der Atomkraft aussteigt. Alle anderen Länder wie Schweden und Belgien haben sich von ihrem Ausstieg wieder verabschiedet. Wir behaupten, wir hätten die Weisheit gepachtet und alle anderen müssten uns jetzt folgen. Es folgt uns nur keiner. Das sollte doch zu denken geben.”
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