„Die Welt ist offensichtlich eine ganz andere als zur letzten Bundestagswahl“, sagte Baerbock laut offizieller Übersetzung des Auswärtigen Amts in Berlin. „Im Lichte des russischen Angriffskriegs und nun auch der dramatischen Lage im Nahen Osten braucht es nicht weniger, sondern mehr Diplomatie. Sonst füllen die Lücke andere.“

Baerbock fügte in dem von der CNN-Journalistin Christiane Amanpour geführten Interview hinzu: „Daher bedeutet in diesen extremen Zeiten staatspolitische Verantwortung als Außenministerin für mich: Statt in einer Kanzlerkandidatur gebunden zu sein, meine Kraft weiterhin voll und ganz meiner Aufgabe zu widmen, Vertrauen, Kooperation und verlässliche Strukturen zu bilden – für und mit so vielen Partnern weltweit und in Europa, die darauf bauen.“

Habeck-Kandidatur: Völlig aussichtslos angesichts der Grünen-Werte

Vor der Bundestagswahl 2025 wäre damit der Weg für eine Kandidatur von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck geebnet. Dass er die Spitzenkandidatur und ins Kanzleramt will, ist kein Geheimnis, Spekulationen um derlei Pläne widersprach er zuletzt nicht mal mehr. Vor der Bundestagswahl 2021 hatte es zwischen Habeck und Baerbock ein zähes Ringen um die grüne Kanzlerkandidatur gegeben.

Allerdings erscheint eine eigene Kandidatur der Grünen durch den einstigen Polit-Liebling Habeck noch weit aussichtsloser als vor drei Jahren. Die Grünen sind mittlerweile in der Wählergunst auch dank des vermurksten Heizungsgesetzes des Wirtschaftsministers regelrecht abgestürzt. Je nach Umfrage-Institut liegen sie im Augenblick zwischen elf und 14 Prozent. Es wäre in etwa so, als würde sich in Österreich Beate Meinl-Reisinger zur Kanzlerkandidatin der NEOS aufschwingen.

Baerbock und Habeck – Vertraute und KonkurrentenGETTYIMAGES/Photo by Michele Tantussi/Getty Images