Was war passiert, was hat Herbert Kickl vor 300 Zuhörern in Hallein tatsächlich gesagt? “Wir haben ja vorher geschaut auf der Landkarte, wo waren wir noch nicht? Und dann haben wir gesagt, na in Salzburg, da haben wir noch ein paar weiße Flecken, und dann war die Entscheidung: Fahr ich vielleicht zu den Salzburger Festspielen? Na ja, da wäre ihnen das Gesicht eingeschlafen, wenn ich dort aufgetaucht wäre. Dann hab ich gesagt, da will ich gar nicht dabei sein bei diesen Heuchlern, bei dieser Inzuchtpartie (…), wo bei den Festspielreden dauernd davon gesprochen wird, dass man Brücken bauen muss, niemand wegstoßen darf und Gräben zuschütten muss. Und alle sitzen dort und klatschen. Und was machen sie den ganzen Tag, und was haben sie bei Corona gemacht? Da haben sie Gräben aufgerissen, dass es ärger nicht mehr geht”, sagte Kickl.

Die Wortwahl von den Heuchlern ist grenzwertig, die “Inzuchtpartie” indiskutabel. Eindeutig aber ist der Adressat: Kickl teilt gegen die politische Konkurrenz aus, die sich bei den Salzburger Festspielen gerne ein Stelldichein gibt. Es geht um die offiziellen Festspielreden, um den Bundespräsidenten, um die Entscheidungsträger der Politik.

Es geht nicht um die Festspiele als solche, nicht um die Salzburger und nicht um das herkömmliche Publikum des Kultur-Höhepunkts.

Verhöhnte Kickl wirklich Festspiele und Künstler?

Und dennoch wird es so in der verkürzten Wiedergabe der Kickl-Worte, in der kaum mehr als die Heuchler und die Inzucht vorkommt, kolportiert. Die Reaktionen sind entsprechend scharf. “Kickl disqualifiziert sich mit seinen Aussagen einmal mehr selbst”, teilte Karoline Edtstadler in einer Aussendung mit. “Er lässt seine Masken fallen, eine solche Sprache ist eines politischen Repräsentanten nicht würdig, insbesondere wenn dieser eines der höchsten Ämter der Republik anstrebt.” Bei den Salzburger Festspielen handle es sich um eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen der Welt. Herbert Kickl verhöhne etwa Künstlerinnen und Künstler und radikalisiere sich immer mehr.

Auch ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer, SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler und Salzburgs KPÖ-Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl kritisierten den FPÖ-Chef via “Krone” scharf. Besonders hervor tat ich einmal mehr Eva Blimlinger, die Kultursprecherin der Grünen: “Angriffe auf Kunst & Kultur gehören seit jeher zum Handlungsmuster rechtsextremer Parteien”, äußerte sie auf X (Twitter). Schon die Kulturhauptstadt Bad Ischl sei Ziel freiheitlicher Angriffe gewesen, jetzt sind es die Salzburger Festspiele. “Wir Grüne fördern die österreichische Kultur, die FPÖ vernadert sie”, so Blimlinger.

FPÖ-Granden relativieren Kickl-Sager

Salzburgs FPÖ-Landeshauptmannstellvertreterin Marlene Svazek relativierte als eine der wenigen den Sager ihres Parteichefs. “Kickl hat sicher die Bundesregierung bei den Festspielen angesprochen, nicht die Salzburger, die wirtschaftlich davon profitieren und stolz auf die Tradition der Festspiele sind.”

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker versicherte am Montag per Aussendung, dass Kickls Kritik “zu keiner Sekunde den normalen Festspielgästen” gegolten habe. “Im Visier stand vielmehr der Bundespräsident, der in seinen Eröffnungsreden immer von Brücken bauen und vom Zuschütten von Gräben spricht. Dazu applaudieren dann die Vertreter der Einheitspartei, die aber genau das Gegenteil dann in ihrer Politik leben: Sie spalten die Gesellschaft wie bei Corona.” Diesen Widerspruch habe Kickl thematisiert.