94. Oscars: Faustschlag auf offener Bühne - und Oscar für Will Smith!
Schlagkräftig meldete sich Hollywood aus der Corona-Pandemie zurück. Und das wortwörtlich: Will Smith rastete völlig aus – und verpasste Chris Rock auf der Bühne einen Kinnhaken. Dann holte er sich noch den Oscar als bester Hauptdarsteller. Aber der Reihe nach …
Das Gedränge am Roten Teppich fiel bei der 94. Verleihung des kleinen goldenen Männchens nicht so dicht aus, wie gewohnt. Hatte die Academy als Ausrichter des Megaevents doch die umstrittene Entscheidung getroffen, vor der eigentlich übertragenen Gala acht der 23 Preise vorab zu vergeben, die dann nur mehr via Videozuspielung zu sehen sein werden. Grund dafür: die Einschaltquoten waren in den vergangenen Jahren massiv gesunken. Entsprechend früher hatten sich zahlreiche Stars im Dolby Theatre eingefunden, um ihre Crews zu unterstützen, gehörten zu den ausgelagerten Preisen doch auch Kategorien wie Schnitt oder Filmmusik, wobei letztere der deutsche Starkomponist Hans Zimmer (64) für sein Score zu “Dune” gewann. Damit konnte er seinen zweiten Oscar nach seiner Musik für “Der König der Löwen” für sich reklamieren.
Schweigen für die Ukraine
Dezent aber doch spielte die russische Invasion in der Ukraine eine Rolle bei der 94. Oscar-Verleihung – wenn auch ohne große Show. Inmitten des Abends wurde mittels schwarz-weißer Einblendung zu einer Schweigeminute unter dem Hashtag “Stand with Ukraine” und zu Spenden für die betroffenen Menschen aufgerufen.
Ansonsten setzten Einzelne Zeichen. Der Schauspieler Jason Momoa (“Dune”) als Präsentator der Kategorie Beste Kamera trug etwa ein blau-gelbes Einstecktuch. Und einige wenige seiner Kollegen wie etwa Yoon Yeo-jeong, Vorjahressiegerin in der Sparte der Nebendarstellerinnen, trugen blaue Bänder mit der Aufschrift “WithRefugees”, um damit ihre Solidarität mit der Ukraine zu zeigen.
Chris Rock rüttelte am "Watschenbaum"
Ein Eklat ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem Komiker Chris Rock über die Glatze von Will Smiths Frau Jada Pinkett den Witz machte, sie könnte in „Die Akte Jane 2“ mitspielen, stürmte der “Men in Black”-Star die Bühne, schlug Rock ins Gesicht und schimpft, dieser solle den Namen seiner Frau nicht in den Mund nehmen. Jada Pinkett Smith leidet unter krankhaftem Haarausfall.
Ok…
— Zach Klein (@ZachKleinWSB) March 28, 2022
Will Smith did in fact smack Chris Rock…. pic.twitter.com/SsKmWmIE2Q
UNCENSORED WILL SMITH FOOTAGE AS SHOWN ON AUSTRALIAN TV pic.twitter.com/NcRfdjWxqe
— David Mack (@davidmackau) March 28, 2022
Kein Selenkskyj, keine Oscars
Vorab hatte Schauspieler Sean Penn (61) zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne eine Zuschaltung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden sollte. In einem CNN-Interview sagte der Schauspieler und Regisseur am Samstag, dass ein Erscheinen Selenskyjs bei der Show vor einem Millionenpublikum eine großartige Gelegenheit für eine Ansprache gewesen wäre. Sollte die Academy diese Gelegenheit verpassen, was er befürchte, wäre dies der “schamloseste Moment in der Geschichte Hollywoods”. Die Produzenten der Show hatten im Vorfeld angekündigt, dass der Ukraine-Krieg in jedem Falle eine Rolle im Laufe des Abends spielen solle.
DeBose und Kutsur mit Dasteller-Oscars
Den Auftakt zum Preisreigen startete im Dolby Theatre am Hollywoodboulevard Ariana DeBose (31) als beste Nebendarstellerin. Sie wurde für ihre Rolle der Anita in Steven Spielbergs Remake der “West Side Story” geehrt. Ihr folgte später mit dem Schauspieler Troy Kotsur (53) für das Gehörlosendrama “CODA” ebenfalls ein Favoritensieg bei den Männern.
Der Schauspieler – der zweite gehörlose Mensch in den Darstellerkategorien, der je einen Oscar gewann – hielt seine Dankesrede in Gebärdensprache und machte dabei klar: “Dieser Preis ist der gesamten Gehörlosengemeinschaft gewidmet.” Und auch bei den Animationsfilmen setzte sich wie erwartet das Disney-Musical “Encanto” durch, dessen ebenfalls nominierter Song “Dos Oruguitas” auch die Reihe der Musikperformances eröffnete. Zur Riege der Favoritensiege zählte auch jener des japanischen Kandidaten “Drive My Car” von Ryusuke Hamaguchi, der die Trophäe in Sparte des Auslandsoscars holte. Der österreichische Beitrag, Sebastian Meises “Große Freiheit”, hatte es hier nicht auf die Shortlist der letzten Fünf geschafft.
Alle Gewinner im Überblick
BESTER FILM | “CODA” |
BESTE REGIE | Jane Campion (“The Power Of The Dog”) |
BESTE HAUPTDARSTELLERIN | Jessica Chastain (“The Eyes Of Tammy Faye”) |
BESTER HAUPTDARSTELLER | Will Smith (“King Richard”) |
BESTE NEBENDARSTELLERIN | Ariana DeBose (“West Side Story”) |
BESTER NEBENDARSTELLER | Troy Kotsur (“CODA”) |
AUSLANDSOSCAR | “Drive My Car” (Japan) |
BESTER ANIMATIONSFILM | “Encanto” |
BESTES ORIGINALDREHBUCH | “Belfast” |
BESTES ADAPTIERTES DREHBUCH | “CODA” |
BESTE KAMERA | “Dune” |
BESTER SCHNITT | “Dune” |
BESTES KOSTÜMDESIGN | “Cruella” |
BESTES PRODUKTIONSDESIGN | “Dune” |
BESTES MAKE-UP UND HAARE | “The Eyes Of Tammy Faye” |
BESTE VISUELLE EFFEKTE | “Dune” |
BESTER SOUND | “Dune” |
BESTE MUSIK | “Dune” |
BESTER SONG | “No Time To Die” (“James Bond – No Time To Die”) |
BESTER DOKUMENTARFILM | “Summer Of Soul” |
BESTER DOKUMENTARKURZFILM | “The Queen Of Basketball” |
BESTER ANIMIERTER KURZFILM | “The Windshield Wiper” |
BESTER KURZFILM | “The Long Goodbye” |
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