Es kommt ein Moment im Gespräch mit LaFee, die bürgerlich Christina Klein heißt, an dem sie über Britney Spears nachdenkt. Über die US-Popsängerin wurde in zuletzt viel berichtet, allerdings weniger über ihre musikalischen Großtaten. Oft ging es darum, wie Spears nach ihrem sehr frühen Erfolg als Popstar mit beruflichen und privaten Problemen zu kämpfen hatte. LaFee scheint das sehr genau verfolgt zu haben. Sie war auch mal das, was man damals einen Teeniestar nannte.

“Da kann ich mitfühlen, weil ich es in Teilen eben selbst kenne”, sagt LaFee. “Diese Zeit, in der man nicht mal zum Tourbus laufen kann, ohne dass mindestens 20 Leute versuchen, mit in den Bus zu kommen.” Unterschied: Bei Christina Klein folgte darauf kein Drama. “Meine Familie hat aber zum Glück nie gesagt: Du musst! Mach!”, sagt sie. “Sondern: Komm’ in unsere Arme, hier bist du sicher.”

Wenn man mit LaFee spricht, geht es oft darum, wie es war, sich rauszunehmen, eine Pause einzulegen, Kräfte zu sammeln. “Ich hatte nicht einen Tag im Jahr frei”, sagt sie. “Wenn andere Leute Weihnachten oder Silvester gefeiert haben, war ich bei einer Show.” Die Sängerin, 1990 in Stolberg bei Aachen geboren, war nicht mal volljährig, als sie 2006 die deutschen Charts eroberte. Ein Kritiker-Liebling wurde sie nie, aber sie traf mit deutschen Weltschmerz-Texten ein Generationengefühl. Wer den Musiksender Viva – lange Zeit eine Art Leitmedium der Jugendkultur – schaute, bekam ständig LaFee zu sehen. 2011 aber zog sie sich nach den Album “Frei” zunehmend zurück. Es wurde musikalisch recht still.

Damit ist nun Schluss. Am Freitag (20. August) erscheint ein neues Album mit dem fast schon selbstironischen Namen “Zurück in die Zukunft”. Denselben Titel trägt auch ein berühmter Film mit Michael J. Fox, in dem es um Zeitreisen geht. Die Protagonisten verändern darin die Vergangenheit – und sind bisweilen erstaunt, wie sehr ihr Eingreifen die Gegenwart und Zukunft ins Chaos stürzt.

Das Cover zu LaFees neuem Album "Zurück in die Zukunft"LaFee / Zurück in die Zukunft

LaFee, ein Kind der neunziger Jahre, frönt darauf etwas überraschend dem Sound der achtziger Jahre. Sie covert allerhand Klassiker aus dem Zauberwürfel-Jahrzehnt, etwa “Material Girl” von Madonna, “I Wanna Dance with Somebody” von Whitney Houston oder “When the Rain Begins to Fall” von Jermaine Jackson und Pia Zadora. Ein paar neue Lieder sind auch darauf – aber im gleichen Gewand. Es ist eine Art Comeback, das man so nicht hatte erwarten können.

LaFee sagt zu den Gründen, dass sie diese Musik eben mit zu Hause verbinde. Als Musik ihrer Eltern. “Das wurde hoch und runter gespielt. Ich bin damit groß geworden.” Produzent Christian Geller hat noch eine weitere Erklärung: Die achtziger Jahre sind hip. “Wenn man ‘Blinding Lights’ von The Weeknd hört, das im vergangenen Jahr der größte Hit überhaupt war, muss man sagen: Eigentlich klingt es wie ‘Take on Me’ von a-ha”, sagt er. Und: Zumindest ihn habe die Stimme von LaFee immer an die junge Nena (“99 Luftballons”) erinnert.

LaFee teilte erste Eindrücke vom Videoshoot via Insta-Story mit ihren FansScreenshot / Instagram / lafee_official

Tatsächlich ist LaFee nun viel tanzbarer als früher – und anschlussfähiger für ein Publikum, das beim Wort “Schlager” nicht direkt davonrennt. Einen großen Auftritt hatte sie passenderweise 2021 bei Florian Silbereisen, der – wenn man so will – ein neues Leitmedium für deutsche, erfolgreiche Musik geworden ist. Viva gibt es ja nicht mehr.

Sucht man auf dem Album nach den deutlichsten Spuren für die Fähigkeit zur Zeitreise, landet man unweigerlich bei Lied drei, “Rock Me Amadeus”. Es ist tatsächlich ein Duett mit Falco, der 1998 starb. Produzent Geller hält das für eine Sensation, weil es “eine echte Neuaufnahme mit der Originalstimme” sei. Lange Diskussionen habe es gebraucht. “Aber die Erbengemeinschaft hat sich mit LaFee beschäftigt und schließlich gesagt: Das wäre in Falcos Sinn gewesen.” (APA/dpa)

LaFee teilte erste Eindrücke vom Videoshoot via Insta-Story mit ihren FansScreenshot / Instagram / lafee_official