Der entscheidende Faktor ist der Kalender. Die römisch-katholische Kirche und die meisten evangelischen Kirchen orientieren sich am gregorianischen Kalender, der Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt wurde und heute internationaler Standard ist. Nach diesem Kalender fällt Weihnachten auf den 25. Dezember – gefeiert wird meist bereits am Abend des 24.

Viele orthodoxe Kirchen hingegen halten bei fixen Feiertagen am julianischen Kalender fest, der deutlich älter ist. Dieser Kalender weicht mittlerweile um 13 Tage vom gregorianischen ab. Das hat zur Folge, dass der 25. Dezember im julianischen Kalender nach heutiger Zeitrechnung auf den 7. Jänner fällt. Entsprechend wird dort am 6. Jänner der Heilige Abend und am 7. Jänner das Weihnachtsfest begangen.

Orthodoxe Vielfalt

Dabei ist „die orthodoxe Kirche“ kein einheitlicher Block. Einige orthodoxe Kirchen haben für kirchliche Feste eine Mischform eingeführt oder sich teilweise an den gregorianischen Kalender angepasst. Andere bleiben konsequent beim julianischen System. Das erklärt, warum orthodoxe Weihnachtsfeiern je nach Land und Kirche an unterschiedlichen Tagen stattfinden – auch innerhalb Europas.

In Österreich etwa feiern orthodoxe Christen Weihnachten großteils im Jänner. Diese Feiern sind nicht nur religiös bedeutend, sondern auch gesellschaftlich sichtbar – etwa durch festliche Gottesdienste und Prozessionen in Wien und anderen Städten.

Dreimal Weihnachten an einem Ort

Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Kalender-Vielfalt im Heiligen Land. In Bethlehem, dem traditionellen Geburtsort Jesu, wird Weihnachten mehrfach gefeiert. Zuerst begehen katholische Christen das Fest Ende Dezember. Anfang Jänner folgen orthodoxe Kirchen. Wiederum später feiern die Armenier, die an einer sehr alten kirchlichen Tradition festhalten. So entsteht ein Weihnachtsreigen, der sich über mehrere Wochen erstreckt.

Gemeinsamer Kern, unterschiedliche Wege

Trotz der unterschiedlichen Termine bleibt der Kern des Festes gleich: die Feier der Geburt Jesu Christi. Die Unterschiede sind historisch gewachsen und spiegeln die Entwicklung der Kirchen wider. Während der gregorianische Kalender vor allem aus astronomischen Gründen eingeführt wurde, hielten viele Ostkirchen an der bisherigen Zeitrechnung fest – auch als Ausdruck kirchlicher Identität.