Enttäuschte Fans und ehemalige MTV-Moderatoren bedauern das Ende einer Ära. Doch alles, was MTV zu einem kulturell “revolutionären” Sender gemacht habe, existiere nicht mehr, sagt die Film- und Medienwissenschafterin Kirsty Fairclough von der Manchester Metropolitan University. Digitale Plattformen wie Youtube und TikTok “haben die Art und Weise, wie wir mit Musik und Bildern umgehen, völlig verändert”. Das Publikum von heute erwarte “Unmittelbarkeit” und “Interaktivität”, was Videos im Fernsehen nicht bieten könnten, erläutert die Expertin für Populärkultur.

Das frühe Internet war Erfolgsgarant

Der Sender sei erfolgreich gewesen, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, sagt James Hyman, der in den 90er Jahren Tanzshows für MTV Europe produzierte. “Es war so aufregend, weil das im Grunde alles war, was die Leute hatten.”

Hyman und Moderatorin Simone Angel waren die Macher von MTV Party Zone – einer Sendung, die die Clubkultur feierte und damals noch neue Techno-, House- und Trance-Musik spielte. Beide verließen den Sender, als MTV Europe Anfang der 2000er Jahre in regionale Tochtergesellschaften aufgeteilt wurde und sich von Musikprogrammen weg zu Realityshows hin umorientierte. “Ich war untröstlich, als es zu einer Aufteilung in verschiedene Regionen kam. Für mich war das wie der Anfang vom Ende”, sagt die Niederländerin.

Grund für die schwindende Popularität von MTV war ihr zufolge die Abkehr von originellen, innovativen Musikinhalten, die für den Durchbruch wenig bekannter Künstler entscheidend waren. “Anfangs ging es MTV Europe nicht nur darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Es war die Experimentierfreudigkeit, die den Sender so spannend machte.”

Im DACH-Raum seit 1997 am Start

Der deutschsprachige MTV-Sender ging 1997 an den Start und machte Moderatoren wie Kristiane Backer, Ray Cokes, Nora Tschirner und Christian Ulmen einem Millionenpublikum bekannt.

Seit Paramount Anfang des Jahres mit Skydance fusionierte, versucht der Konzern, Kosten zu senken und kündigte im Oktober den Abbau von 1.000 Stellen an. Auch andere Kabelfernsehangebote stehen auf dem Prüfstand.

Einige MTV-Musikkanäle werden in den Vereinigten Staaten weiterhin ausgestrahlt, in Österreich soll Medienberichten zufolge MTV HD weiter verfügbar bleiben, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Unterhaltung statt auf Musik.