Ein roter Faden durchzieht das Buch. Es ist dies der Konformismus der Jugend. Konflikten gehen die Jungen, wenn irgendwie möglich, aus dem Weg. Lieber ziehen sie sich in die harmonische Atmosphäre von sogenannten „Safe Spaces“ zurück, zu denen nur Menschen Zutritt haben, die gleich denken, gleich reden und gleich aussehen.

Auch die Rebellion gegen Vorgesetzte oder Lehrer ist die Sache dieser Jugend nicht. Man unterwirft sich lieber, vor allem dann, wenn man so den persönlichen Nutzen maximieren kann. Aufstieg durch Anpassung ist das Karrierekonzept der jungen Aufsteiger. Zu ängstlichen Mitmachern wurden die Jungen durch die Erziehung ihrer Helikopter-Eltern. Diese haben ihnen alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt und sie so klein und von sich abhängig gemacht. Die Folge ist, dass die Generation Z so lange wie nur möglich im elterlichen Haushalt verbleibt. Konflikte mit den Eltern gibt es kaum, vor allem deshalb, weil man ihnen nach dem Mund redet, um Ruhe zu haben.

Wokeness ist der Generation Z wichtig

Die Generation Z hat Furcht vor der Freiheit. Deshalb ist für viele von ihnen die traditionelle Beamtenkarriere hochattraktiv.

Man verzichtet gerne auf ein höheres Gehalt, wenn man dafür Jobsicherheit und einen gesicherten Karriereverlauf eintauschen kann. Die meisten Angehörigen der Generation Z sind Medien-Junkies. Wo es nur geht, greifen sie zum Smartphone. Aber man telefoniert kaum. Lieber kommuniziert man distanziert und schickt sich deshalb Sprachnachrichten oder kurze Textnachrichten mit lustigen Emojis.

Die meisten Angehörigen der Generation Z sind laut Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier Medien-Junkies.IMAGO/IMAGO / Addictive Stock

Mit den Babyboomern kommt es dann zum Streit, wenn es um das Thema Wokeness geht. Gendern, Postkolonialismus, Anti-Rassismus oder die LGBTQ-Ideologie gehören zur charakterlichen DNA der Generation Z. Und für offene Grenzen – damit jeder, der will, kommen und gehen kann, wie es ihm beliebt – treten vor allem Studenten und Gymnasiasten ein.

Die 50- bis 65-Jährigen bringt das alles auf die Palme. Wenn man ihnen mit dem deutschen Selbstbestimmungsgesetz kommt, das erlaubt, einmal im Jahr das Geschlecht zu wechseln, verstehen sie die Welt nicht mehr und rasten aus.

TikTok statt Thomas Mann

Der immense Digitalmedienkonsum macht die Generation Z fahrig und konzentrationsschwach. Lehrer beschweren sich darüber, dass viele von ihnen „die Aufmerksamkeitsspanne einer Fruchtfliege“ haben. Und auch das Lesen ist unter den Jungen nicht besonders populär. Wenn der Deutschlehrer die großen Romane von Thomas Mann empfiehlt, tippt sich die Schülerschaft gedanklich an die Stirn. Ist es doch weitaus einfacher und vor allem unterhaltsamer, sich durch TikTok-Videos zu wischen.

Generationenfrieden ist bald vorüber

Obwohl das Generationsverhältnis zwischen Jungen und Alten äußerlich recht entspannt und harmonisch erscheint, brodelt es gewaltig unterhalb der ruhigen Oberfläche. Konformismus bedeutet nämlich Selbstunterdrückung und diese gebiert Hass, auf jene, die sich nicht unterwerfen und frei zu leben wagen. Das macht die Alten zu Zielobjekten der verklemmten und gefrusteten jungen Z-Menschen.

Vor allem in Diskussionen greifen die Jungen die Alten voller Hass an. Erich Fromm gibt uns die Erklärung dafür. Sie versuchen, im anderen den Ungehorsam zu töten, der einmal auch ihr eigener war. Interessante Zeiten kommen auf uns zu, denn mit dem Generationenfrieden wird es bald vorüber sein.

exxpress/exxpress

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und flüssig zu lesen, auch weil der Autor auf Fußnoten verzichtet. Manche Textpassagen sind provokant und fordern zu Diskurs und Widerspruch heraus. Jedenfalls ein Text mit Ecken und Kanten. Langeweile kommt da selten auf.

Bernhard Heinzlmaier: Babyboomer gegen Generation Z. Vom Ende des neuen Biedermeier, erschienen im Promediaverlag, erhältlich zum Preis von 22 Euro (Print, versandkostenfrei beim Promediaverlag) oder für 17,99 Euro als E-Book. Signierte Ausgaben erhalten Sie unter trend@tfactory.com

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Kommentare

  • Spacedrifter sagt:

    Bravo Herr Heinzlmaier. Sie haben in dieser Kolumne das Schubladendenken zur Perfektion getrieben. Ihrer Theorie widerspricht, daß sich in der Altersgruppe 24 bis 34 der Anteil der AfD Wähler höher ist, als bei den älteren Semestern. In Österreich ist es ähnlich bei FPÖ Wählern.

  • Gretl sagt:

    Haben ja Zeit keine Arbeitszeiten die Lieben
    ..

  • Max Müller sagt:

    Wenn man sich diesen Artikel durchliest, braucht man sich das Buch gar nicht kaufen. Die Analysen sind schon alle bekannt. Ich kaufe mir dafür lieber einen Kaffee und beobachte jetzt im Frühling die Jugendlichen auf der Straße wie sie ihre Liebesgefühle und Zuneigung zeigen.

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    1. Schwurbler Max sagt:

      Ein Spanner?

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