„Missachtung der Menschenwürde“ - Behörde prüfte ATV-Reality-Show
Die Medienbehörde KommAustria hat bei der ATV-Realityreihe „Das Geschäft mit der Liebe“ „schwerwiegende Rechtsverletzungen“ festgestellt. Konkret geht es laut Behörde um „Missachtungen der Menschenwürde“ sowie um „Aufstachelung zur Gewalt gegen Frauen aufgrund des Geschlechts“, berichtet der Kurier. Zusätzlich sieht die KommAustria Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beim Streaming-Angebot. Das Format wurde nach massiver öffentlicher Kritik heuer eingestellt.
IMAGO/Elmar Gubisch
Im Zentrum der Beanstandung steht Folge 5 der elften Staffel („Wodka Exzesse“). Darin reisen zwei Protagonisten nach Kasachstan, drei weitere nach Thailand, um dort Frauen kennenzulernen. Vor allem im Thailand-Teil seien Aussagen und Handlungen gezeigt worden, die Frauen stark zu Objekten degradiert und damit in ihre Menschenwürde eingegriffen hätten. Das verstoße laut KommAustria in schwerwiegender Weise gegen das Gebot zur Achtung der Menschenwürde.
Gewalt-Thematik im Fokus
Besonders hart fällt die Bewertung bei der Gewalt-Thematik aus: Die Behörde sieht das Verbot, zu Gewalt gegen Personen aufgrund ihres Geschlechts aufzustechen, „in schwerwiegender Weise“ verletzt. Aus Sicht der KommAustria werde einem durchschnittlichen Publikum vermittelt, Frauen müssten jederzeit sexuell gefügig sein, ihre Zustimmung sei nicht nötig und sexuelle Handlungen könnten sogar mit Gewalt erzwungen werden. Weil dies teils trotz „offensichtlichen Widerstands“ der betroffenen Frauen dargestellt werde, entstehe „ein Anreiz zu Gewalt“.
In der Sendung zieht ein Protagonist seine Begleiterin trotz Gegenwehr in eine Toilette und deutet sexuelle Handlungen an. Laut KommAustria forderte er die stark alkoholisierte Frau auf, ihn oral zu befriedigen. Später habe er die schreiende Frau über die Schulter geworfen und davongeschleppt – offenkundig mit dem Ziel, gegen ihren Willen sexuelle Handlungen vorzunehmen.
Aus für "Das Geschäft mit der Liebe"
ATV habe die redaktionelle Verantwortung nicht ausreichend wahrgenommen. Ob die Handlungen „wirklich“ passiert seien oder ob Sprachbarrieren bestanden, sei laut Behörde nicht entscheidend – ausschlaggebend sei die Ausstrahlung und Wirkung auf das Publikum. Beim Streaming auf Joyn sei die Folge zudem länger als drei Tage frei und ohne Einschränkungen abrufbar gewesen – das verstoße gegen Jugendschutzregeln.
Nach Kritik und Stellungnahmen aus der Politik nahm ATV die Folge offline, prüfte monatelang und zeigte die Staffel später neu geschnitten mit Warnhinweisen. Nach 15 Jahren wurde die Sendung schließlich beendet.
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