„Rassistisch“ - Heißgetränk am Christkindlmarkt muss umbenannt werden
Zwischen dampfenden Tassen, süßem Mandelduft und winterlicher Stimmung geht es plötzlich nicht mehr nur um Geschmack, sondern um Sprache, Geschichte und Konsequenzen. Denn wer sich nicht an die neue Regel hält, dem drohen empfindliche Strafen – bis hin zum Hausverbot auf dem Weihnachtsmarkt.
Konkret geht es um ein Kakaogetränk mit Rum, das lange unter dem Namen „Lumumba“ verkauft wurde. Am 22. November erhielten alle Standbetreiber eine E-Mail mit klaren Vorgaben. Wer das Getränk weiterhin unter dem bisherigen Namen anbietet, wird zunächst ermahnt. Nach zweimaliger Missachtung droht der Ausschluss vom Weihnachtsmarkt – faktisch ein Verkaufsverbot und Hausverbot für den gesamten Markt.
Die Entscheidung markiert eine deutliche Kehrtwende. Noch 2024 hatte sich der Veranstalter zurückhaltend gezeigt, als erste Stimmen eine Umbenennung forderten. Jetzt ist der Kurs klar – und kompromisslos.
Wo der Streit besonders hochkocht
Wie die Frankfurter Rundschau berichtete, spielt sich der aktuelle Streit auf dem Kasseler Märchenweihnachtsmarkt ab. Während Besucher dort eigentlich das besondere Flair genießen wollen, überschattet die Namensänderung die Stimmung. Kassel Marketing begründet den Schritt damit, dass der Weihnachtsmarkt ein Ort sein solle, an dem sich alle Menschen willkommen fühlen.
Die Bezeichnung „Lumumba“ für ein alkoholisches Kakaogetränk wird als rassistisch kritisiert, da sie an Patrice Lumumba erinnert – den kongolesischen Freiheitskämpfer und ersten Ministerpräsidenten des Kongo nach der Unabhängigkeit von Belgien. Lumumba wurde 1961 nach einem Staatsstreich von einem Erschießungskommando getötet.
Kritiker sehen in der Verwendung seines Namens für ein Getränk „mit Schuss“ eine Verhöhnung des ermordeten Politikers.
„Nur noch lächerlich“ – Social Media tobt
Auf Facebook fallen die Reaktionen heftig aus. Unter einem Beitrag von wochenblatt-news.de häufen sich ablehnende Kommentare. „Nur noch lächerlich“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert: „Ich schmeiß mich weg. Das glaub ich jetzt nicht.“
Die große Mehrheit der Wortmeldungen äußert Unverständnis oder Spott. Positive Stimmen zur Entscheidung sind rar. Viele Nutzer sehen in der Umbenennung ein überzogenes Symbolthema und fragen, ob es nicht dringendere Probleme gebe.
Kein Einzelfall: Andere Städte ziehen nach
Kassel steht mit der Entscheidung nicht allein da. Auch in Bremerhaven wird das Getränk künftig nicht mehr unter dem Namen „Lumumba“ angeboten. Das bestätigte Radio Bremerhaven in einem Facebook-Post. Die Reaktionen dort ähneln denen in Kassel: „Es ist einfach nur noch peinlich“ oder „Haben wir eigentlich keine größeren Probleme?“ heißt es in den Kommentaren.
Ein Nutzer schrieb: „Ich bestelle weiter Lumumba. Punkt.“ Auch hier ist die Zustimmung zur Umbenennung gering.
Frankfurt hatte bereits im vergangenen Jahr eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. Nach Angaben der Frankfurter Tourismus und Congress GmbH zeigte diese Wirkung. In Mainz wird das Getränk inzwischen als „Kakao mit Schuss“ oder „heiße Schokolade mit Rum“ angeboten.
Kreativer Protest an den Ständen
Während online diskutiert wird, reagieren einige Schausteller pragmatisch – und mit Humor. Ein Standbetreiber änderte kurzerhand einen Buchstaben und verkauft das Getränk nun als „Lamumba“. So bleibt das Angebot erkennbar, ohne gegen die neue Regel zu verstoßen.
Ob diese kreativen Lösungen langfristig akzeptiert werden oder nur ein stiller Protest sind, bleibt offen. Klar ist: Die Debatte hat den Weihnachtsmarkt erreicht – und lässt sich nicht mehr einfach wegwärmen.
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