Wirkstoff durch Zufall entdeckt: Immunologe findet Mittel gegen Haarausfall
Es ist eines der geheimen Depressionsthemen bei Männern. Es beginnt mit zu frühen Geheimratsecken, Haarausfall, schließlich Glatze. Weltweit sind 70 Prozent aller Männer betroffen, immerhin 50 Prozent aller Frauen jenseits der Menopause auch. Um der Glatze vorzubeugen, haben sich Prominente wie Jürgen Klopp und der ehemalige FDP-Chef Christian Lindner Haare transplantieren lassen. Jetzt bringt das Start-up Mallia ein Produkt auf den Markt, das womöglich das erste wirksame Mittel gegen Haarausfall ist, wie das Handelsblatt berichtet.
Durch Zufall stieß der Immunologe Prof. Alexander Steinkasserer vor knapp 25 Jahren auf einen Wirkmechanismus, der jetzt die Grundlage eines neuartigen Behandlungsansatzes bilden könnte. Das von Steinkasserer mitgegründete Start-up Mallia brachte am Dienstag zwei kosmetische Produkte gegen Haarausfall auf den Markt. Sie basieren auf seinem damaligen Zufallsfund während eines Forschungsprojekts zu Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung). „Für einen Naturwissenschaftler gibt es eigentlich nichts Schöneres, als Grundlagenergebnisse in neue Therapien zu überführen“, sagt Steinkasserer, Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Der heute 67-jährige Wissenschaftler hatte 2001 mit seinem Team das Protein sCD83 entdeckt und herausgefunden, dass es beim Menschen die Wundheilung beschleunigt und die für das Haarwachstum zuständigen Haarfollikel stimuliert.
Der globale Markt für Wirkstoffe gegen Haarausfall beträgt 88 Milliarden Dollar
Basierend auf dieser Entdeckung entwickelten die Wissenschaftler Varianten von sCD83 als Wirkstoffe gegen Haarausfall und zur Förderung von Haarwachstum. Der globale Markt gegen Haarausfall gilt als milliardenschwer. Laut dem Marktforschungsunternehmen Accio soll er von 52 Milliarden Dollar 2022 auf mehr als 88 Milliarden Dollar im Jahr 2030 anwachsen. Es gibt zahlreiche Präparate wie Tinkturen, Shampoos oder Nahrungsergänzungsmittel, die eine Lösung der Haarprobleme versprechen – Wirkung unklar.
Dass neue, wirksame Lösungen im Bereich Haarwachstum dringend benötigt werden, motivierte Steinkassierer, vom Forscher zum Unternehmer zu werden. 2025 traf er auf einem Investorenevent den erfahrenen Biotechgründer und -manager Manfred Gröppel, den er schnell von seiner Idee überzeugte.
Wie der neue Ansatz wirkt, hat das Unternehmen in Tierversuchen erprobt. „Mallia (mallia = griechisch für ‚Haar‘) hat sehr gute und seriöse Studien im Tiermodell aufgesetzt, die überzeugende Ergebnisse aufgezeigt haben“, sagt Eva Peters, Professorin und Fachärztin für Dermatologie und Psychosomatik an der Universität Gießen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ansatz auch beim Menschen Wirkung zeige, sei sehr hoch.
Nun will Mallia die Produkte über den eigenen, neu geschaffenen Onlineshop an Endverbraucher verkaufen – unter dem Markennamen 8T3. Gesprochen wird das „Eighty-three“ wie die Zahl 83 im von Steinkasserer entdeckten Protein sCD83.
Dieser Beitrag ist ursprünglich bei unserem Partner-Portal NIUS erschienen.
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