Zensur-Eklat: Festival wollte Israel-Film stoppen – Publikum kürt ihn zum Sieger
Was als Zensur-Skandal beim Toronto Film Festival begann, endete im Triumph: Die Doku The Road Between Us über den israelischen General a.D. Noam Tibon, der beim Hamas-Massaker seine Familie rettete, gewann den Publikumspreis. Die Festivalleitung wollte den Streifen ursprünglich verbieten, doch das Publikum setzte sich durch.
Regisseur Barry Avrich und Ex-General Noam Tibon bei der Premiere von The Road Between Us in Toronto.IMAGO/ZUMA Press
Ein Kinostreifen, der nicht gezeigt werden sollte: Der kanadisch produzierte Dokumentarfilm „The Road Between Us: The Ultimate Rescue“ schildert die dramatische Rettungsaktion von Noam Tibon. Am 7. Oktober 2023 stürmte der israelische Reservesoldat nach Südisrael, um seinen Sohn, seine Schwiegertochter und seine beiden Enkelinnen vor den mordenden Hamas-Terroristen zu retten. Er brachte zudem Überlebende des Überfalls auf das Nova-Festival in Sicherheit und leistete Verwundeten Hilfe.
Eigentlich hätte das Publikum diese Geschichte nie sehen sollen: Im August hatte das Toronto International Film Festival (TIFF) den Film plötzlich aus dem Programm genommen. Die Begründung: Es fehle die rechtliche Freigabe für jenes Videomaterial, das Hamas-Terroristen selbst während des Massakers aufgenommen hatten.
„Copyright der Hamas“
Die Entscheidung löste Empörung aus. Israels Außenminister Gideon Saar spottete, das Festival habe praktisch verlangt, „die Rechte bei der Hamas einzuholen“ – so, als müsste man auch Hitler oder Goebbels um Urheberrechte für Auschwitz-Bilder bitten. Kritiker warfen den Festivalmachern vor, israelfeindlichem Druck nachzugeben oder aus Angst vor Protestaktionen einzuknicken.
Tatsächlich bestätigten die Organisatoren in internen Schreiben, dass neben der Copyright-Frage auch die Furcht vor Störungen und internen Widerständen eine Rolle spielte.
Kehrtwende nach Proteststurm
Nach massiver Kritik ruderte das Festival zurück. Zwar bestritt TIFF-Direktor Cameron Bailey, dass Zensur im Spiel gewesen sei, sprach aber von Missverständnissen und zeigte sich bemüht, den Film doch zu präsentieren. Die Weltpremiere geriet dann selbst zum Politikum: Vor dem Kino kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen anti- und pro-israelischen Demonstranten.
Im Saal aber herrschte ein anderes Klima. Die bewegende Geschichte Tibons fesselte das Publikum – und am Ende entschieden die Zuschauer: „The Road Between Us“ erhielt den renommierten People’s Choice Award als bester Dokumentarfilm.
Triumph mit Signalwirkung
Dieser Preis hat Gewicht. Anders als in Cannes oder Venedig entscheidet in Toronto nicht eine Jury, sondern die Kinobesucher selbst. Der People’s Choice Award gilt seit Jahren als Sprungbrett in die Oscar-Saison und Indikator für kommende Auszeichnungen. Filme wie „Slumdog Millionaire“, „The King’s Speech“ oder „Nomadland“ starteten ihren Siegeszug genau hier.
Umso größer ist die Symbolkraft: Der Triumph von Noam Tibon und Regisseur Barry Arvich ist auch ein Signal gegen jeden Versuch, israelische Stimmen mundtot zu machen.
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