Eva Schütz: Causa Schilling – wann fällt bei den Grünen der Groschen?
Seit nunmehr zehn Tagen wird die österreichische Innenpolitik und der EU-Wahlkampf von der Causa Lena Schilling überschattet. Die zutage getretenen Vorwürfe über das Verhalten der grünen EU-Spitzenkandidatin in ihrem privaten Umfeld, ihr Umgang mit Journalisten und das Verbreiten falscher Gerüchte haben die Ökopartei in eine schwere Krise gestürzt. Und das hausgemacht.
Bei der inzwischen legendär gewordenen Pressekonferenz der grünen Parteispitze musste man schon zweimal, wenn nicht dreimal hinhören. Die sonst so auf Anstand und Moral pochenden Grünen warfen praktisch über Nacht ihre politische Grundhaltung über Bord, die sie sonst bei jeder Gelegenheit von anderen Parteien einfordern.
Wo sind nur diese Maßstäbe jetzt in den eigenen Reihen geblieben?
Denn jeder weiß, wie wertend, urteilend und nach Konsequenzen rufend sie in anderen Fällen immer zur Stelle sind. Bei jeder auch nur kleinen Aufregung in der FPÖ stehen die Grünen auf dem Plan, empören sich im Wettlauf, fordern Konsequenzen und Rücktritte. Auch der Sager von Sigi Maurer in Richtung Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass es eine „untadelige Person“ an der Regierungsspitze brauche, ist noch allen in Erinnerung. Wo sind nur diese Maßstäbe jetzt in den eigenen Reihen geblieben? Kein Zeichen von Einsicht, keine Entschuldigung und schon gar keine Konsequenzen. Die Grünen haben mit dem Festhalten an Lena Schilling nicht nur ein Glaubwürdigkeitsproblem geschaffen, sondern auch ihren Markenkern massiv beschädigt.
Schillings Umfragewerte rasseln in den Keller
Wenn die Grünen also in Zukunft wieder auf andere losgehen, dann können sie den erhobenen Zeigefinger in der Hosentasche lassen und sollen es sich besser zweimal überlegen, ob sie das Wort ergreifen und belehrend über die politischen Mitbewerber herziehen. Diese immer wiederkehrenden Moralpredigten werden nicht mehr ziehen.
Die Bevölkerung hat sich jedenfalls schon eine klare Meinung über die Vorgänge der vergangenen Tage gebildet. Im aktuellen APA/OGM-Vertrauensindex sind Schillings Vertrauenswerte um 33 Punkte auf satte minus 50 Prozent in den Keller gerasselt. Ein Absturz, den es in diesem Ausmaß noch nie gegeben hat. Auch eine weitere Umfrage von Unique Research für die Tageszeitung „Heute“ fällt für die grüne Spitzenkandidatin wenig schmeichelhaft aus. Dort fordern fast zwei Drittel der Befragten ihren Rückzug als grüne Spitzenkandidatin. Das färbt natürlich auch auf die Grüne Partei insgesamt ab. Mit minus 2 Prozentpunkten kommen die Grünen bei einer aktuellen Umfrage von „oe24“ nur noch auf 8 Prozent Zustimmung, wenn am Sonntag Nationalratswahlen wären.
Wann fällt bei Kogler, Maurer, Gewessler, Zadic & Co. der Groschen?
Dieses klare Stimmungsbild sollte der grünen Parteispitze zu denken geben und in Alarmstimmung versetzen. Denn der Fall Lena Schilling ist noch nicht ausgesessen und könnte für Kogler, Maurer, Gewessler, Zadic und Co. auch bei der Nationalratswahl im Herbst gefährlich werden. Es stellt sich daher die Frage: Wann fällt bei den Grünen der Groschen?
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