Andreas Tögel: Die Inflation ist gekommen um zu bleiben
Inflation, der allgemeine Preisauftrieb im Gefolge einer Geldmengenausweitung, ist kein erst unserer Tage auftretendes Phänomen. Auch die verheerende Inflation in Deutschland und Österreich zu Beginn der 1920er-Jahre war nicht die erste ihrer Art, meint eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Zwar ist es für einen Währungsmonopolisten einfacher, papierenes Fiat-Geld zu inflationieren, da die Herstellungskosten von Geldscheinen extrem niedrig sind und eine Geldvermehrung auf elektronischem Weg so gut wie kostenlos erfolgen kann, doch auch ein Warengeld kann inflationiert werden. Beispielsweise wurde in der römischen Kaiserzeit der Wert des silbernen Denarius durch Verringerung des Edelmetallgehalts vermindert, um die Zahl der umlaufenden Münzen erhöhen zu können. Auf diese Weise wurde die erste dokumentiere Hyperinflation ausgelöst.
Während des 16. Jahrhunderts wurde Spanien von einer Inflation heimgesucht. Hier sorgte der Zustrom von Gold und Silber aus den südamerikanischen Kolonien (namentlich Argentinien und Bolivien), für einen massiven Preisauftrieb. Einem unveränderten Warenangebot stand dadurch eine große Menge zusätzlichen Geldes gegenüber, was zu einer starken Teuerung führte, die vor allem die einfachen Leute traf, deren Einkommen gleichgeblieben waren.
Inflation war, ist und bleibt ein monetäres Phänomen
Typisch für jede Geldmengenausweitung ist, dass die neue Liquidität nicht zur selben Zeit allen Bürgern zur Verfügung steht, sondern erst langsam vom Zentrum in die Peripherie „durchsickert“, wobei letztere bereits mit dem dadurch ausgelösten Preisauftrieb konfrontiert ist (Cantillon-Effekt).
Die Ursachen der gegenwärtigen Preisanstiege, sind ähnlicher Natur und leicht zu erklären: Seit der Immobilien- Kredit- und Finanzkrise 2007/2008 pumpen die Zentralbanken Unmengen neuer Liquidität in die Märkte – in der zumindest bisher tatsächlich erfüllten Hoffnung, einen Systemkollaps zu verhindern. Mit der auf die „Corona-Pandemie“ folgenden hoheitlichen Wirtschaftseingriffe, wurden Lieferketten beschädigt oder zerstört, wodurch das Verhältnis zwischen verfügbarer Liquidität und Warenagebot verschoben wurde. Der von Wladimir Putin von Zaun gebrochene Krieg in der Ukraine, oder besser: die daraufhin von der EU auf den Weg gebrachte Sanktionspolitik gegen Russland, sorgte für zusätzliche Behinderungen im Warenaustausch, insbesondere im Energiesektor.
Man muss kein Ökonom sein, um sich auszumalen, was geschieht, wenn eine gegebene oder steigende Geldmenge auf ein sinkendes Warenangebot trifft. So ist es keine Überraschung, dass der Preis für Gas, das für die heimische Industrie nach wie vor als wichtigster Primärenergieträger fungiert, von 2020 bis 2022 um sagenhafte 286 Prozent gestiegen ist. Dass das nicht ohne Auswirkungen auf das Preisgefüge der nachfolgenden Produktions- und Lieferketten bleibt, liegt auf der Hand.
Dass Österreich im Hinblick auf die Inflationsrate schlechter dasteht als der Rest Eurolands, hat u. a. mit dem im Vergleich starken Dienstleistungssektor, hauptsächlich aber mit den vielen nachfrageseitig gesetzten Maßnahmen der Regierung zu tun. Wer bei ungebrochener Nachfrage und verringertem Angebot, durch das undifferenzierte Verteilen von Hilfsgeldern, Zuschüssen und Subventionen zusätzliche Kaufimpulse setzt, braucht sich über Preisexplosionen nicht zu wundern. Wie bereits ausgeführt: Inflation war, ist und bleibt ein monetäres Phänomen!
"Mehrrundeneffekte" drohen
Die rekordverdächtig hohen Lohnabschlüsse der letzten Zeit, die allesamt über der Inflationsrate lagen, werden auch nicht folgenlos bleiben. Es drohen „Mehrrundeneffekte“ – und damit die Gefahr einer Perpetuierung der allgemeinen Teuerung.
Von der Angebotsseite Preiszurückhaltung zu fordern, wie das die Bundesregierung gegenwärtig unter Androhung zusätzlicher regulativer Maßnahmen tut, zugleich aber jede Forderung der Arbeitnehmerseite zu unterstützen und dazu noch ohne Ansehen der Person Präsente zu verteilen, ist ein Musterbeispiel erratischer Politik. Prinzipiell gilt, dass planwirtschaftliche Maßnahmen durch Personen, die keinen Preis für die von ihnen gemachten Fehler bezahlen müssen, so gut wie niemals Nutzen stiften. Preise reguliert auf für alle Seiten vorteilhafte Weise allemal der Markt – wenn man ihn lässt – nicht aber Politiker und Bürokraten, die noch nie wirtschaftliche Verantwortung getragen haben. Wer „Marktversagen“ beklagt, weil infolge eines verknappten Angebots und stimulierter Nachfrage die Preise steigen, hat Wesen und Funktion des Marktes nicht begriffen! An der Wiege des von Roten und Grünen angeprangerten „Marktversagens“ finden sich – wie auch jetzt – immer die Hände von Staatsagenten. Die aktuelle Inflation ist das Resultat eklatanten Staatsversagens.
Gar nichts zu tun, ist allemal besser, als das Falsche zu tun
Reflexartig nach dem Staat zu rufen, wenn etwas schiefläuft, ist grundsätzlich falsch! Um zwei US-Präsidenten zu zitieren, die richtiger nicht liegen konnten: „Ein Staat, der stark genug ist, um dir alles zu geben was du willst, ist auch stark genug, dir alles zu nehmen was du hast.“ (Gerald Ford). „Der Staat ist nicht die Lösung. Der Staat ist das Problem.“ (Ronald Reagan).
Die Richtigkeit beider Zitate zeigt sich etwa daran, wie Regierungen auf Phänomene wie den Bevölkerungsrückgang, den Massenansturm von „Flüchtlingen“, den Klimawandel, oder den Preisauftrieb reagieren. Wider besseres Wissen zu behaupten, es gäbe gar kein Problem, erweist sich nämlich über kurz oder lang immer als falsch und zieht Vertrauensverlust und Politikverdrossenheit nach sich.
Gar nichts zu tun, ist allemal besser, als das Falsche zu tun. Erfahrungsgemäß tun unter Druck geratene Regierungen allerdings fast immer das Falsche, weil sie dazu neigen, die langfristigen Folgen ihrer Aktivitäten auszublenden. Fazit: Weniger Macht für den Staat, nicht noch mehr davon, führt zur Lösung nahezu jeden Problems!
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