Andreas Tögel: Fetisch Gerechtigkeit - fatale Denkfehler
Friedrich A. Hayek widmete sein anno 1944 veröffentlichtes Werk „Der Weg zur Knechtschaft“, „den Sozialisten in allen Parteien“. Damit zeigte er seherische Qualität, denn inzwischen geben ja in allen im Parlament vertretenen Parteien Sozialisten den Ton an. Wertkonservative oder konsequent Liberale, die in privatem Eigentum und Vertragsfreiheit die Basis des friedlichen Zusammenlebens freier Individuen sehen, sind so gut wie ausgestorben.
Wenn heute der Begriff „Gerechtigkeit“ diskutiert wird, ist daher Vorsicht geboten. Denn Gerechtigkeit wird dieser Tage mit materieller Gleichheit identifiziert. Daher kann, ja darf es nicht sein, dass es Multimillionäre oder gar Milliardäre gibt, während andere nicht wissen, wie sie die Miete bezahlen sollen. Materieller Reichtum, so der offen geäußerte oder zumindest implizit gehegte Verdacht, kann unmöglich auf ehrliche Weise entstanden sein. Der Gegensatz von Arm und Reich erklärt sich für Sozialisten durch die bereits tausendfach widerlegte Fehleinschätzung, dass Marktwirtschaft auf ein Nullsummenspiel hinausläuft, und der Gewinn des einen den Verlust des anderen bedeutet.
Letzteres stimmt allerdings nur, wenn Zwang und Gewalt im Spiel waren oder sind – kurzum – wenn mit staatlicher Zwangsgewalt ausgestattete Aktivitäten ihn begründet haben. Der feudale Fürst oder der (gewählte) Staatspräsident, der seine Untertanen ausplündert, erwirbt seinen Reichtum unzweifelhaft unredlich. Der ausgepresste Untertan hat dem Steuervogt nämlich keine freiwillig erfolgte Zustimmung erteilt, ihn auszurauben.
Wie aber sieht es mit Reichtum aus, der durch aus freien Stücken eingegangene Interaktionen zustande gekommen ist? Haben etwa Elon Musk, Dietrich Mateschitz oder Joanne Rowling Zwangsgewalt anwenden müssen, um reich zu werden, oder haben sie ihre Kundschaft gar arglistig betrogen?
Nein, sie hatten einfach den Zeitgeist treffende Ideen, die andere nicht oder nicht in gleichermaßen tauglicher Art hatten – und haben sie umgesetzt. Sei es in Form der Produktion materieller Güter (in den genannten Fällen Elektroautos und Brausegetränke) oder mittels des Verfassens vom Harry-Potter-Geschichten. Keiner der drei Genannten (und das gilt für alle unternehmerisch tätigen Menschen, mit Ausnahme weniger Krimineller unter ihnen gleichermaßen) hat auf potentielle Kunden Gewalt ausgeübt oder ihnen angedroht, um seine Fabrikate zu vermarkten. Vielmehr haben Abermillionen von Menschen diese Produkte aus freien Stücken erworben und deren Produzenten auf diese Weise reich gemacht. Was gibt´s daran zu kritisieren?
Der Fetisch Geichheit
Wenn Zehntausende Fans bereit sind, viel Geld für die Eintrittskarte zu einem Popkonzert auszugeben, zieht der jeweilige Star daraus selbstverständlich einen materiellen Gewinn. Ist das falsch? Ist es angebracht, den wirtschaftlichen Erfolg des Künstlers als „sozial ungerecht“ zu bezeichnen und zu verlangen, dass der Ertrag seines Auftritts wieder an „die Gesellschaft“ zurückgegeben werden sollte? Wohl kaum!
Interessanterweise fällt der Blick der Kämpfer für die soziale Gerechtigkeit aber nicht bevorzugt auf Künstler oder Sportler, die zum Teil sagenhafte Vermögen anhäufen, sondern so gut wie immer zuallererst auf die Unternehmer. Zwar werden – zwecks Aktivierung von Neidaffekten – stets die „Superreichen“ unter ihnen attackiert, in Wahrheit ist es aber immer der unternehmerische Mittelstand, der zum ersten Opfer sozialistischer Umverteilungsphantasien wird. Jener Mittelstand, der auch heute noch den größten Teil der Arbeitsplätze im Lande stellt.
Zum Fetisch Gleichheit: Wie bereits bemerkt, ist damit immer Ergebnisgleichheit gemeint. Doch es gibt eben gescheite und weniger gescheite, tüchtige und weniger tüchtige Zeitgenossen. Die einen machen etwas aus ihrem Leben und haben Erfolg, der in materiellem Wohlstand seinen Niederschlag findet, die anderen eben nicht. Materielle Unterschiede sind nicht, wie von den Genossen gerne gestreut wird, nur das Ergebnis „unverdienter“ Erbschaften, sondern die Folge unterschiedlicher Begabungen. Wollte man die Natur, die ihre Gaben ungleich verteilt, deshalb als ungerecht bezeichnen?
Wer Freiheit fordert, wird sich mit Ungleichheit abfinden müssen
Gerne wird an dieser Stelle „Chancengleichheit“ gefordert. Aber eben diese gibt es aus verschieden Gründen – nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Intelligenzverteilung – nicht. Intelligenz korreliert mit materiellem Wohlstand. Da aber selbst ein verschwenderischer Einsatz von noch so viel Bildungsaufwand aus einem Deppen keinen Nobelpreisträger macht, wird an dieser Front vergebens gekämpft.
Fazit: Wer Freiheit fordert (was heute nur noch wenige tun, die damit nicht den Griff in fremder Leute Brieftasche meinen), wird sich mit Ungleichheit abfinden müssen. Wer aber Gleichheit anstrebt, wird diese ohne den Einsatz von Gewalt nicht herstellen können. Freiheit und Gleichheit zur selben Zeit kann es nur dann geben, wenn unter Gleichheit – siehe Hayek – die vor dem Gesetz gemeint ist.
Alle derzeit von Roten und Grünen im Sinne der „Gerechtigkeit“ geforderten Maßnahmen (z. B. Substanzsteuern, Übergewinnsteuern oder ein Mietenmoratorium) stellen schwerwiegende Eingriffe in private Eigentumsrechte dar – laufen auf Raubüberfälle hinaus. Dass sich für derlei Anschläge im Land am Strome, im Gegensatz zur Schweiz, wo derlei Initiativen stets niedergestimmt werden, möglicherweise eine Wählermehrheit finden ließe, würde das Unrecht nicht kleiner machen. Eine Gruppenvergewaltigung ist ja schließlich keine kleinere Untat als eine von einem Einzeltäter begangene.
Den Genossen ins Stammbuch: Erst wenn der letzte Nettosteuerzahler ins Ausland vertrieben worden ist und der letzte mittelständische Betrieb dichtgemacht, oder seine Produktion ins Ausland verlegt hat, wird sich zeigen, dass man Steuerbescheide nicht essen kann!
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