Andreas Tögel: SPÖ-Dauerbrenner Arbeitszeitverkürzung
Da die alpenrepublikanische Insel der Seligen vor keinerlei Problemen steht, müssen dringend neue geschaffen oder bestehende verschärft werden. „War net Wien, wenn net durt, wo ka Gfrett is, ans wurdt“ (Josef Weinheber). Der AK-Ökonom Markus Marterbauer bemüht sich nach Kräften, den zitierten Lyriker zu bestätigen: „Jetzt ist der beste Zeitpunkt für eine Arbeitszeitverkürzung.“
Warum hält Genosse Marterbauer den Zeitpunkt für so günstig? Weil er die Lohnfrage für eine der Machtverteilung hält. Und die hat sich in Zeiten, in denen die Arbeitgeber händeringend nach Personal suchen, zugunsten der Arbeitnehmer verschoben. Natürlich geht es Marterbauer, Babler & Co. nicht nur um die Verringerung der Arbeitsstunden, sondern zudem um eine drastische Lohnerhöhung, die aus der geforderten 32-Stunden-Initiative bei vollem Lohnausgleich folgt. Die „Agenda Austria“ hat errechnet, dass „…bei einer Verkürzung der Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden die personenbezogenen Produktionskosten in nur drei Jahren um die Hälfte steigen würden.“
Auf den ersten Blick hat die Initiative der AK etwas für sich: „If you pay peanuts, you get monkeys“, heißt es in der englischsprachigen Welt. Wer miese Löhne zahlt, muss sich mit schlechtqualifizierten Leuten herumgiften oder findet überhaupt keine. Deshalb tut jeder Unternehmer gut daran, faire Löhne zu zahlen, wenn er langfristig im Markt bestehen will. Allerdings ist klar, dass die betriebliche Wertschöpfung der Arbeitskräfte deren Entlohnung limitiert. Wie im Rahmen dieser Kolumne bereits mehrfach festgestellt: Es ist kein Zufall, dass IT-Fachleute oder Werkzeugmacher höhere Löhne beziehen als Friseure und Einzelhandelsverkäufer. Die Wertschöpfung in der Industrie ist pro Kopf der Beschäftigten eben höher als in den genannten Dienstleistungsbranchen.
Drastische Erhöhung der Kosten für den Faktor Arbeit
Die nun von Gewerkschaften und AK geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, läuft auf eine drastische Erhöhung der Kosten für den Faktor Arbeit hinaus. Und zwar nicht nur für einzelne Branchen und nur für Unternehmen, die das auch verkraften können, sondern für alle. Das ist das vertrackte Wesen von Kollektiventscheidungen. „One size fits all“ gilt eben nicht für die Lohnhöhe. Wer glaubt, dass die heimischen Betriebe eine dramatische Lohnkostensteigerung problemlos aushalten können, lässt unberücksichtigt, dass diese im internationalen Wettbewerb stehen.
Eine Erklärung für die utopischen Ideen von Katzian, Marterbauer & Genossen liefert der Umstand, dass diese Protagonisten einer radikalen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, nie einen privaten Wirtschaftsbetrieb von innen gesehen haben. Marterbauer steht nicht unter Leistungsdruck, da er aus Zwangsbeiträgen bezahlt wird. Der Mond, auf dem er und seine Genossen leben, umkreist einen erdfernen Planeten. Besonders linke Ökonomen neigen – mangels jeden Bezugs zum Leben jenseits ihrer Parallelwelt – stark dazu, Wirtschaft und Gesellschaft mit Maschinen zu verwechseln, an denen sie nur die richtigen Hebel zu ziehen und Tasten zu betätigen brauchen – und schon läuft alles nach Plan. In der selig entschlafenen Sowjetunion etwa, hat es von Ökonomen nur so gewimmelt – mit dem Resultat, dass es dort zwar ein beachtliches Atomraketenarsenal, aber kein nennenswertes Konsumangebot für die Bürger gab.
Weder die Preise für Waren, noch die für Dienstleistungen, können über die auf dem Markt erzielbaren Preise hinaus verteuert werden. Denn ein Kuchen muss zuerst einmal gebacken werden, ehe er aufgeteilt werden kann. Ein Betrieb, der – etwa aufgrund utopischer Lohforderungen – nicht mehr profitabel ist, verschwindet einfach und seine Mitarbeiter stehen auf der Straße. Wenn im Land am Strome – nach einer Einführung der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – viele Betriebe nicht mehr kostendeckend geführt werden können, sind deren Arbeitsplätze futsch. Allerdings nur in Österreich. In weniger auf Klassenkampf gebürsteten Ländern, in denen die Wirtschaftspolitik nicht von weltfremden Neomarxisten beherrscht wird, natürlich nicht.
Spielraum für die Betriebe
Entscheidend ist, den Betrieben Spielraum zu lassen. Kollektivverträge sind kein dafür geeignetes Mittel. Was Betrieb A problemlos verkraften kann, bringt Betrieb B vielleicht um. Leider ist der Hang zur Gleichmacherei bei den Sozialisten in allen Parteien derart stark ausgeprägt, dass differenziertes Denken unmöglich wird.
Bestünde der Schlüssel zur Überwindung des Fachkräftemangels darin, höhere Löhne zu bezahlen, gäbe es das Problem nicht. Viele Unternehmen, ja ganze Branchen stehen aber bereits jetzt unter erheblichem Kostendruck. Eine drastische Steigerung der Lohnkosten würde sich auf sie ruinös auswirken. Zumindest dann, wenn eine weitere Automatisierung – ein Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen – nicht möglich ist. Ein Beispiel dafür ist die Gastronomie, die vor einem veritablen Problem steht. Löhne in einer Höhe zu zahlen, die jede offene Stelle besetzten, führte zu einer drastischen Verteuerung des Angebots. Da ein Schnitzel zu 40 Euro aber kaum nachgefragt wird, wäre mit einem weiteren Kahlschlag in der Gastroszene zu rechnen.
Warum Zehntausende Arbeitsunwillige nicht mittels der Kürzung ihrer Arbeitslosen- und Notstandsbezüge zur Erwerbsarbeit motiviert werden, ist unbegreiflich. Das stünde nicht einmal im Widerspruch zu christlichen Grundsätzen: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (2. Brief des Paulus an die Thessalonicher).
Die zunehmenden Insolvenzzahlen zeigen: davon, dass die Betriebe in Geld schwimmen, kann keine Rede sein. In Zeiten des Arbeitskräftemangels diesen durch eine Arbeitszeitverkürzung weiter verschärfen zu wollen, lässt Zweifel am Verstand derjenigen aufkommen, die mit dieser Forderung hausieren gehen.
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