Bence Bauer: Ukraine – Zwangsrekrutierungen um jeden Preis?
International wurde kaum beachtet, dass der blutige Krieg in der Ukraine nicht nur ukrainische und russische Opfer hat, sondern auch ungarische. Die Angehörigen der ungarischen Minderheit in der Ukraine werden nämlich zwangsrekrutiert wie die Ukrainer auch. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich am Sonntag.
Seit dem Kriegsausbruch vor gut dreieinhalb Jahren verstarben mehr als 100.000 Soldaten auf beiden Seiten. Auch Wehrdienstleistende aus dem Kreis der ungarischen Minderheit sind als Angehörige der regulären ukrainischen Armee betroffen, mehrere hundert kamen bereits ums Leben. Auch aus diesem Grunde möchten die meisten Ungarn im In- und Ausland nichts mit diesem furchtbaren Konflikt zu tun haben und wollen nur noch Frieden.
Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im Juni 2025 in der Karpatenukraine. Der zur ungarischen nationalen Minderheit gehörende 45-jährige József Sebestyén wurde von Rekrutierungsoffizieren der ukrainischen Armee in seiner Heimatstadt Bergsaß (ukr.: Berehove) auf offener Straße aufgegriffen und gewaltsam in ein Sammelzentrum verbracht. Von hier kam er nach Munkatsch (ukr.: Mukachevo), wo er nachts mit Eisenstangen übel zugerichtet wurde. Man zwang ihn in ein Ausbildungslager, wo er aber zusammenbrach. Um sein Leben ringend wurde er in eine Psychiatrie eingeliefert, in der verstümmelte und traumatisierte Soldaten behandelt wurden. Am Sonntag letzter Woche verschied der zweifache Familienvater aufgrund der schweren Verletzungen und wurde am Mittwoch nach calvinistischem Ritus beigesetzt.
In Europa kaum bekannt
Es ist nicht das erste Mal, dass der ukrainische Staat Männer im wehrfähigen Alter gegen deren Willen gewaltsam zur Teilnahme am Krieg zwingt. Der Fall ist aber der erste belegte Fall, in dem ein ungarischer Rekrut gewaltsam zu Tode geschlagen wurde. Es ist bekannt, dass die Ukraine Männer im kriegstüchtigen Alter mit großer Verve zwangsrekrutieren will, denn das Land braucht immer mehr Soldaten für diesen Krieg. Wehrpflichtigen aber derart zuzusetzen, dass sie versterben, markiert eine neue Dimension in diesem grauenhaften Krieg. Dass ausgerechnet ein Angehöriger der ungarischen Minderheit zu Tode kommt, mag ein Zufall sein, zeigt aber die ausgewiesene Brutalität, mit der die Ukraine gegen die eigenen Staatsangehörigen vorgeht, wenn sie sich gegen die Kriegsteilnahme stellen.
Die ukrainischen Rekrutierungsmaßnahmen sind damit mitten in Europa angekommen. Ungarn ist die einzige Nation in der EU, die bereits jetzt schon einen hohen Blutzoll bezahlt. Neben der schon länglich bekannten schlechten Behandlung der ungarischen Minderheit in der Ukraine sterben viele Soldaten ungarischer Volkszugehörigkeit in diesem Krieg. Dies ist in Europa kaum bekannt.
Die ukrainische Führung will aber notwendigerweise immer mehr Soldaten rekrutieren und in diesen Krieg involvieren. Nicht anders zu verstehen sind die permanenten Versuche, die männlichen Kriegsflüchtlinge aus den europäischen Ländern, in denen sie Zuflucht gefunden haben, in die Ukraine bringen zu wollen. Die europäischen Gesellschaften müssen sich wohl überlegen, ob sie im Zeichen der Wehrertüchtigung der Ukraine nicht nur wie bisher Waffen und Geld, sondern auch noch ukrainische Männer an die Ukraine liefern oder ob sie dies im Zeichen der Humanität ablehnen. Diese schwierige Entscheidung wird noch auf ganz Europa zukommen – früher oder später.
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