Bernhard Heinzlmaier: Corona-Hysterie und die Epidemie des Masochismus
Die Eliten wollen ihren Staat in einen neuen Leviathan verwandeln, mächtiger als je zuvor. Die einzigen, die davon neben den Herrschenden profitieren, sind unterwerfungssüchtige Masochisten. Offensichtlich sind sie schon die Mehrheit.
In Bayern spielt sich gerade eine politische Tragödie ab. Der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger will sich nicht impfen lassen. Er glaubt, dass in einigen Monaten vielleicht ein besserer Impfstoff verfügbar sein wird. Auf diesen will er warten. Von sich aus, das berichtet sogar die linksliberale Süddeutsche Zeitung, hat er das Thema öffentlich gar nicht ansprechen wollen, doch er wurde so lange gelöchert und bedrängt, bis er irgendwann nicht mehr anders konnte und eine Stellungnahme abgab. Aiwanger hat immer wieder betont, dass es seine ganz persönliche Entscheidung ist, sich nicht impfen zu lassen. Er wolle damit kein politisches Zeichen setzen.
Aber das hat ihm nichts genützt, denn in einer dermaßen aufgebrachten Stimmung, wie sie über Monate hinweg von verantwortungslosen politischen Akteuren und Medien erzeugt wurde, erscheint eine Position, die so weit vom Mainstream der Meinungen abweicht, als nicht mehr tragbar. Und so hat auch in Deutschland eine Hetzjagd gegen Aiwanger begonnen, an deren Spitze natürlich die Spezialtruppe für politische Hetze steht, die Grüne Partei. Ihr Gesundheitssprecher hat in neojakobinischer Manier die politische Vernichtung des bayrischen Wirtschaftsministers verlangt. Ein richtiger Grüner geht immer sofort ad hominem, und zwar radikal.
Autoritäre Töne
Auch in Österreich kommen neuerdings autoritäre Töne auf, wenn es um die Corona-Impfung geht. In einer Tageszeitung vergleicht ein Virologe Impfverweigerer mit Terroristen und ein Kolumnist bezeichnet Geimpfte als verantwortungslos, die sich ohne Maske in eine Theater- oder Konzertveranstaltung setzen. Verantwortlich handeln selbst Immunisierte nur, wenn sie maskiert und zudem noch getestet Kultur-Events besuchen.
Eine Risikokultur mit Realitätsbezug ist das nicht, schon eher der völlig überzogene illusionäre Wunsch eines infantilen Menschen nach absoluter Sicherheit, die für ein Kind der übermächtige Vater symbolisch garantiert. Aber wer ist nun der neue Übervater, nachdem Gott schon lange tot ist? Es ist die Wissenschaft. So hat es uns die heilige Greta verkündet, die zuletzt hohen Kirchenvertretern als die Stimme Gottes auf Erden geweissagt wurde und wahrscheinlich demnächst in den Fürbitten aller Gottesdiensten eine tragende Rolle spielen wird. „Heilige Greta, bitte für uns“, wird es dann aus vielen Stimmen durch die christlichen Sakralbauten dröhnen.
Perverse Lust an der Selbstunterdrückung
Wie um alles in der Welt aber soll der normale Mensch auf DIE WISSENSCHAFT vertrauen, wenn diese ein in sich zerstrittener Haufen von Narzissten und gierigen Drittmittel-Akquisiteuren ist, die immer, wenn sie nur können, zum Zwecke der Eigen-PR ihren Experten-Kopf in eine TV-Kamera halten und glauben, ihre Wichtigkeit und Bedeutung dadurch vergrößern zu können, indem sie noch apokalyptischer argumentieren als ihre akademische Konkurrenz?
Neben den Virologen eskalieren auch die linken Kampftruppen die veröffentlichte Meinung, die auf Twitter versammelt an ihrem Lebenswerk, der Vernichtung des Bundeskanzlers, arbeiten und gleichzeitig sich selbst vermarkten, auf dass ihre PR-Aufträge, Beratungsverträge und Buchverkäufe durch die Decke gehen und sie damit superreich werden und nicht mehr mit dem Pöbel in der Holzklasse zur Sommerfrische nach Mallorca fliegen müssen. Ihr Ziel wird dann standesgemäß die Cote d´Azur sein.
Diese Leute, die ihre destruktiven Triebe mit Hilfe von sadistischen Aktionen gegen Andersdenkende nach außen ableiten, bewältigen den in ihnen verbleibenden Rest an Zerstörungswut masochistisch, indem sie sich vor den Mächtigen in den Staub werfen und ihre Liebe und Zuneigung dadurch zu gewinnen suchen, dass sie sich vor ihnen noch devoter krümmen als alle anderen.
Der zweite säkulare Gottesersatz neben der Wissenschaft ist der Staat. Die Linke verehrt den Staat, seit sie existiert. Bürokratien werden von linken Aktivisten angebetet und sie versuchen, wenn möglich ihr ganzes Leben in ihnen zu verbringen. Was gibt es Schöneres als in der Arbeiterkammer, der Nationalbank oder einem Ministerium in relativer Risikolosigkeit wunderbar geborgen zu sein? Ein solches Lebensentwurf ist typisch für Angstmenschen, die noch von Geimpften verlangen, FFP2-Masken zu tragen und sich mehrmals die Woche testen zu lassen.
Das Fürchterliche an diesem öffentlichen Verantwortungstheater aber ist, dass es seinen Akteuren ganz offensichtlich eine perverse Lust bereitet, zur Selbstunterdrückung gezwungen zu werden. Für einen normalen Menschen sind die Corona-Beschränkungen eine belastende Notwendigkeit, die man im Sinne der Allgemeinheit auf sich nimmt, für die linken Moral-Aktivisten sind Freiheitsverzicht und Selbstunterdrückung höchste Quellen der Lust.
Unterwerfungssüchtige Masochisten in der Mehrheit
Von Totalitarismus ist dann zu sprechen, wenn den Bürgern nur eine einzige Möglichkeit geboten wird, um in der Pandemie ihrer Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft gerecht zu werden, die Impfung. Demokratische Verhältnisse zeichnen sich dadurch aus, dass man auch für alle, die diesen invasiven Eingriff ablehnen, eine Möglichkeit anbietet, sich gemeinschaftsdienlich zu verhalten, zum Beispiel durch regelmäßige Tests, dem Tragen einer Maske oder den Verzicht auf den Besuch von Veranstaltungen. Aber genau dieser Weg wird geschlossen, wenn man die Gratistest abschafft, um Impfdruck aufzubauen und sogar eine Impfpflicht andenkt.
Im Gemeinschaftsinteresse ist das nicht, aber es geht dabei auch nicht um die gute Gemeinschaft, es geht um den starken Staat. Die Eliten wollen ihren Staat in einen neuen Leviathan verwandeln, mächtiger als je zuvor. Die einzigen, die davon neben den Herrschenden profitieren, sind unterwerfungssüchtige Masochisten. Offensichtlich sind sie schon die Mehrheit.
Der Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Lebenswelt der Jugend und ihr Freizeitverhalten. Er kennt die Trends, vom Ende der Ich-AG bis zum neuen Hedonismus und Körperkult, bis zu Zukunftsängsten im Schatten von Digitalisierung und Lockdown. Heinzlmaier ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.
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