Bernhard Heinzlmaier: Die Tyrannei des Sommerlochs und der österreichische Jugendbericht
Das Sommerloch ist die Qual des medial-politischen Blocks. Die normalen Bürger hingegen empfinden es als erlösend, weil es weniger Politik in den Medien gibt. Das Fehlen von Ereignissen führt zur Hochblüte des narrativen Journalismus. Das heißt, es werden Geschichten erzählt, die ohne Substanz, an den Haaren herbeigezogen und, um mit Baudrillard zu sprechen, hyperreal sind.
Das Hyperreale ist eine gefährliche Durchmischung von Wahrem und Ideologischem, eine toxische Brühe, die die Quelle von Dummheit, Hass und Ressentiment ist. Das Sommerloch, eine Gebärmaschine des Skurrilen und Perversen, bringt Narrative wie das Ungeheuer von Loch Ness, die erotischen Jugenderlebnisse Eva Glawischnigs und eine famos überdrehte Debatte über Runen auf einem Band-T-Shirt hervor, das ich bei der Präsentation des Jugendberichts im Bundeskanzleramt getragen habe. Dieses T-Shirt ist eines der vielen Metal-T-Shirts, die ich besitze und die von mir abwechselnd getragen werden. Selten gehe ich ohne ein solches aus dem Haus. Die Runen, die manche gesehen zu haben glaubten, sind übrigens keine, sondern eine aus dem Kontext der Viking Metal-Szene kommende Kunstschrift. Alles begann mit ein paar schmutzigen Tweets von Personen aus dem Kreis der staatsfeindlichen anarchistischen Antifa, die ja in Deutschland gerade von der Staatsanwaltschaft verfolgt wird, weil sie die Adressen von AfD-Politikern veröffentlicht hat und dazu aufrief, diesen „einen Besuch“ abzustatten. Inzwischen ist bereits das Gesicht eines AFD-Politikers zu Brei zerschlagen worden. Alle die, die der Antifa nicht passen, können sich also auf etwas gefasst machen. Familien mit Kindern freuen sich jetzt besonders.
Aus diesem Kreis kommt zum Beispiel auch die Leipziger Hammerbande, die „Rechte“, das sind Menschen, die nicht linksradikal-staatsfeindlich denken, ins Krankenhaus geprügelt hat. Die Rädelsführerin, Lina. E. wurde zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, ist aber bereits wieder auf freiem Fuß. Für die Gewaltverbrecherin Lina E. haben sich die Chefideologin der SPÖ, Natascha Strobl und der linksextreme Aktivist Michael Bonvalot ins Zeug gelegt. Sie forderten „Freiheit für Lina E.“, und bald darauf war sie auch tatsächlich frei. Der Palmers-Entführer Gratt dunstete noch 13 Jahre im Gefängnis, heute hingegen werden linksextreme Kriminelle gleich nach der Verurteilung enthaftet. Da hat sich offenbar einiges geändert in der Justiz.
Die Runen
Aber weiter mit den Runen. Runen kommen aus der nordischen Mythologie. Diese alten Mythen haben sich die Nazis angeeignet, also ein Fall von „cultural appropriation“. Seit der Niederwerfung der faschistischen Pest, im Zuge derer übrigens die Rote Armee der Sowjetunion den größten Blutzoll geleistet hat, haben sich die Runen vom Fluch des Faschismus wieder gelöst, wie auch die nordischen Heldensagen oder die Musik Richard Wagners. Verwerflich werden sie erst im Kontext der absichtsvollen Wiederbetätigung. Wichtig ist es hier hinzuzufügen, und das ist ein Grundprinzip moderner Semiotik, dass sich die Bedeutung eines Symbols immer aus dem Kontext ergibt. Deswegen unterscheidet die Semiotik auch zwischen denotativer und konnotativer Zeichenbedeutung. In den Texten zur Semiotik von Umberto Eco kann man das nachlesen. Vielleicht greifen die Antifas auch mal zu einer solchen Schrift und nicht nur zu den Texten von Bakunin, Krobotkin und ähnlichen Rabauken der Theoriegeschichte. Denotativ ist die Betrachtung eines Zeichens ohne Berücksichtigung der Nebenbedeutungen, konnotativ steht für das Zeichen im Kontext seiner bedeutungsgebenden Umgebung. Wird im Umfeld der Nazi-Szene eine Rune verwendet, dann ist sie eine „Sieg-Rune“ oder ähnlicher Dreck, wird sie im Kontext des paganen Metals verwendet, dann ist sie ein Symbol, das auf die nordischen Götter und Heldensagen verweist.
Die Gruppe „Steinalt“, die mir ihr T-Shirt geschenkt hat, hat mit Naziideologie, Faschismus, Konzentrationslagern nichts zu tun. Sie erzählt von, im Übrigen zu einer ziemlich guten Metal Musik, Königen, Wölfen, düsteren Wäldern, blutigen Kämpfen und einer magischen Natur. Eingriffe der Menschen in dieselbe, steht die Band äußerst ablehnend gegenüber. Eigentlich wäre sie etwas für einen Klimaevent der grünen Partei oder für Fridays for Future. Aber es kam anders. Unterkomplex und kurzschlüssig wurde die Band in einen Nazi-Kontext gerückt, in erster Linie, um der jungen Staatssekretärin Claudia Plakolm und mir zu schaden. Die Band und die ganze Szene des Viking Metals, zu der im weitesten Sinn Megaseller wie Amon Amarth aus Schweden gehören, müssen nun mit den Nazi-Mal auf der Stirn durch die Welt gehen. Man wird sehen, wie viele Festivals die junge Band nun aufgrund des Drucks der staatsfeindlichen Antifa ausladen. Alles in allem: eine jugendkulturfeindliche Aktion der Grünen und des medial-politischen Linksblocks. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist aber, dass die Grünen das Nazi-Regime und seine humanitäre Katastrophe zum Zweck der parteipolitischen Profilierung und der Herabwürdigung von Menschen, denen sie argumentativ nicht beikommen, benutzen. Kurz zusammengefasst: Eine Partei, die sich im rasenden Abstieg in der Wählergunst befindet, schlägt wild um sich. In ihrer Verzweiflung ist ihr jedes Mittel recht. Selbst 6 Millionen tote Juden, 10 Millionen tote sowjetische Soldaten und weitere 14 Millionen tote sowjetische Bürger scheinen kein Grund dafür zu sein, um das Nazi-Attribut nicht unreflektiert zur Diskreditierung einer Jugendband zu benutzen.
War es Absicht?
Die wichtigen Aussagen der Studienpräsentation sind aber, wie so häufig, durch den destruktiven Diskurs von unehrlichen Antifaschisten unter die Räder gekommen. War es Absicht? So wurde zum Beispiel auf der Pressekonferenz über die zunehmende Unwirtlichkeit der Städte gesprochen, über den Traum der Jugend vom Wohneigentum, über den neuen Konservatismus und die neue Mitte, die sich nach Corona durch eine nicht unbeträchtliche Staatsskepsis auszeichnet. Und auch über den Mangel an Sozialkompetenz und den Entwicklungsverzögerungen bei Jugendlichen, verursacht durch die Schließung von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen – kein Wort. Besonders bezeichnend aber, dass über die operationalisierte „Schweigespirale“ nach Elisabeth Noelle-Neumann niemand berichtet hat. Der politik-mediale Komplex verschwieg, dass fast 70% der jungen Österreicher meinen, dass es besser ist, nicht gleich zu sagen, was man sich denkt. Besonders angstbesetzt und unter Schweigedruck stehen die Themen Migration, Gendersprache und der Islam. Ungehemmt ist man hingegen, wenn es um Kritik am Christentum und den Juden geht. Kein Wunder, denn man darf heute ja ungestraft, siehe den Leider-nein-Marxisten Andreas Babler, zur Kreuzverbrennung aufrufen und die vor allem von Muslimen getragene Israelfeindlichkeit öffentlich zelebrieren.
Eines ist noch hervorhebenswert, die misogyne Blase rund um einen Krone-Kolumnisten auf Twitter. Frauen erscheinen dort als lustig, schlicht, leicht steuerbar und der Name einer Wiener ÖVP-Abgeordneten wird zu „Schaslehner“ verballhornt. Claudia Plakolm wurde von der Rotte verbal gesteinigt, weil sie auf die Tendenz zu konservativen Werten in der Jugend Bezug nahm. Um die Studie, auf die sie sich bezog, abzuwerten, wurde diese von einem der Anführer der Hass-Combo zur „Barbie-Studie“ herabgewürdigt, eine Studie also von einem dummen blonden Weibchen für einfältige Kleinbürger. Tags darauf wurde Plakolm mit einer Trompete und im Dirndl abgebildet, ein billiger Versuch, sie zum Landtrampel zu framen. Die Landbevölkerung und ihre gemeinschaftliche Kultur hassen die Großstadt-Dandys des Journalismus. Ihr Lebensideal dürfte sein, alle zwei Jahre eine Trennung, Kinder die im Broken Home aufwachsen, hohle bildungsbürgerliche Phrasen und mondänes Speisen bei Fabios. Vielleicht ist gerade das der Grund dafür, dass die Kronen Zeitung von der Jugend weitgehend ignoriert wird.
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